deutschen Großstädte in den Jahren 1886 bis 1900 beträgt 291, für die dynamischsten
unter ihnen, mit einer Einwohnerzahl zwischen 50.000 und 100.000, ergibt sich eine
Mobilitätskennziffer von 346.9 Die Vergleichswerte für die zu diesem Zeitpunkt weit
von großstädtischen Dimensionen entfernten Kommunen Malstatt-Burbach und
Diedenhofen liegen bei 283 bzw. 314. Verlagern wir unseren Vergleichszeitraum auf
die Jahre 1901 bis 1904, erreichen Malstatt-Burbach (MKZ: 434) als auch das luxembur¬
gische Esch (MKZ: 425) deutlich höhere Mobilitätswerte als die deutschen Metropolen.10
Malstatt-Burbach, das sich nach 1900 bevölkerungsmäßig rapide dem Großstadtniveau
von 50.000 Einwohnern näherte, gehörte damit hinsichtlich seines Mobilitätsaufkommens
zur nationalen Spitzengruppe. Unter den 30 von Fritz Meyer untersuchten Großstädten
hätte der heutige Saarbrücker Stadtteil Platz drei der deutschen Rangliste belegt, fünf
Promillepunkte hinter Duisburg, welches auf das erstplazierte Wiesbaden folgte, noch
vor Frankfurt, Dortmund, Bochum und Essen.11
Bereits Rudolf Heberle und Fritz Meyer wie auch Dieter Langewiesche haben nach¬
gewiesen, daß eine hohe Mobilität keineswegs zwangsläufig einen hohen Wanderungs¬
gewinn bedingen muß, sondern daß zumindest hinsichtlich ihres quantitativen Umfangs
"kein Zusammenhang zwischen Mobilität und Wanderungseffekt besteht"12. Die eben
genannten hervorstechenden mittleren Mobilitätskennziffem der Jahre 1901 bis 1904
erzielten Esch und Malstatt-Burbach beispielsweise in einer Phase ausgesprochener
Wanderungsverluste. Die Stadt Esch verlor währenddessen mehr Menschen durch Abzug
als ihr durch Zuwanderung zugute kamen, und zwar in einer Größenordnung von jährlich
im Schnitt 15 Promille im Verhältnis zur Gesamteinwohnerzahl, d.h. sie büßte in diesem
vierjährigen Zeitraum insgesamt sechs Prozent ihrer mittleren Bevölkerung ein.13
9 Vgl. ebda., S.7.
10 Nur für diesen Zeitraum liegen relativ zuverlässige Daten bezüglich des die Stadt Esch
berührenden Wanderungsvolumens vor (Tab.7). Die Mobüitätskennziffer für alle Großstadtkate¬
gorien im Deutschen Reich beträgt hier 304, für die Großstädte mit bis zu 100.000 Einwohnern
322; vgl. ebda.
11 Vgl. Heberle/ Meyer, Großstädte, S.131. Allerdings bezieht sich der Durchschnittswert der
Mobüitätskennziffembei Fritz Meyer auf die Jahre 1900 bis 1912, während für Malstatt-Burbach
nur die Angaben für die Jahre 1900 bis 1909 verfügbar sind, welche im Zehn-Jahres-Durchschnitt
die Mobüitätskennziffer 433 ergeben.
12 Ebda., S.91. Vgl. zudem: Langewiesche, Wanderungsbewegungen, S.12f. Langewiesche
verweist darauf, daß die Höhe der Wanderungsgewinne zwar nicht vom Wanderungsvolumen,
wohl aber von der Richtung der Mobüitätskurve abhängt.
13 Vgl. Tab.7 und Abb.4. Die Wanderungssaldokennziffer wird analog der Mobüitätskennziffer
berechnet, indem das W anderungssal do mi11000 multipliziert und durch die Gesamte inwohnerzahl
dividiert wird. Als Ergebnis erhält man eine Verhältniszahl, welche in Promille ausgedrückt den
Mobüitätsüberschuß in Beziehung zum Bevölkerungsbestand setzt.
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