Full text: Migration und Urbanisierung

erhebliche Zugewinne.4 Ursächlich begründet wurde die durchgängig erhöhte Variations¬ 
breite der Escher Wachstumsraten durch die abweichende Wirtschaftsstruktur der südlu¬ 
xemburgischen Kommune, wo im Gegensatz zum Monopol der Burbacher Hütte bis in 
die 1870er Jahre der Erzbergbau die dynamischere Eisen- und Stahlindustrie in den 
Schatten stellte. Nicht zuletzt auch wegen der geringeren Einwohnerzahl besaßen einzelne 
Zu- und Abzugsschübe größere Effekte auf den Bevölkerungsstand in Esch. 
Anders als in der frühen 
und der späten Phase mit 
einer jeweils positiven 
Korrelation stand die mitt¬ 
lere Periode ganz im Zei¬ 
chen einer gegenläufigen 
Entwicklung der Zuwachs¬ 
raten. Zwar lagen die 
Durchschnittswerte für 
Esch und Malstatt-Bur- 
bach deutlich niedriger als 
vor 1876 bzw. nach 1889, 
doch korrelieren beide 
Datenreihen hier eindeutig negativ. Der Schwerpunkt der Bevölkerungskrise lag in Esch 
im Gegensatz zur saarländischen Gemeinde nach 1880, während diese ab 1882 die 
Bevölkerungsverluste der Jahre 1877, 1878 und 1879 wieder wettzumachen begann. In 
steter Regelmäßigkeit standen den Entwickiungsrückgängen in der einen Stadt leichte 
Zuwächse in der anderen gegenüber. Dies kann als ein Indiz für zeitweilige innerregionale 
Krisenwanderungen im Sinne von phasenverschobenen Austauschbewegungen gewertet 
werden, indem einerseits während der Wirtschaftsfiaute die Zuwanderer aus mittlerer 
Distanz sowie vor allem Femwanderer ausblieben und andererseits entlassene Arbeits¬ 
kräfte innerhalb der Saar-Lor-Lux-Montanregion in den zahlreichen Schwesterwerken 
des vorherigen Arbeitgebers oder in anderen Industriesektoren, unter Umständen gruppen¬ 
weise, ihr Glück suchten. 
Zuwachsraten in % Oer Einwohnerzahl 
—*— Malstatt-Bb. ' ' Esch/Alz. -~ Diedenhofen 
Abb.3 : Jährliche Bevölkerungswachstumsraten 1860-1909 
4 Die Zuwachsrate der Stadt Esch betrug im Jahr 1871 44,84 Prozent, was eine Steigerung der 
Einwohnerzahl von 3.042 auf 4.406 im Jahre 1872 bedeutete. Es handelt sich hier keineswegs 
um einen Zählfehler oder eine Änderung der Zählkriterien. Ebenso ist eine Vergrößerung des 
Gemeindebezirks nachweisbar nicht die Ursache dieses Niveausprungs. Das Phänomen ist 
unzweifelhaft im Kontext der gleichzeitigen Ansiedlung von zwei Hüttenbetrieben, der "Brasseur- 
Schmelz" und der "Metze-Schmelz", zu sehen. 
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