Stadt Diedenhofen, schlug er daraufhin die Bildung ständiger Gesundheitskommissionen
vor, weiche sich aus dem örtlichen Arzt, dem Apotheker, dem Gendarm, dem
Bürgermeister, dem Lehrer, dem Pfarrer und dem einen oder anderen Beamten
zusammensetzen sollte.178 Auch im Bereich der Saarstädte war das Auftreten von
Typhus keineswegs selten.179 Der Reichskommissar für die Typhusbekämpfung im
Südwesten mit Sitz in Saarbrücken wünschte in diesem Zusammenhang eine einheitliche
Regelung des Kost- und Schlafgängerwesens in Form einer einzigen Bezirks- anstelle
vieler Ortspolizeiverordnungen. Die Reichslandverwaltung hielt ein solches Ansinnen
jedoch wegen der unterschiedlichen Verhältnisse in den einzelnen Gemeinden für unange¬
bracht.180 Eine zweite Stoßrichtung des Reichskommissariats bildete der
Kleinwohnungsbau "für Arbeiter und geringer besoldete Beamte in den Betrieben und
Verwaltungen des Reiches". Hierfür stellte die Reichsgesundheitsbehörde eigens
Fördermittel zur Verfügung.181 Daß die genannten epidemischen Krankheiten eine reale
und existenzielle Gefahr für die Menschen darstellten, belegt der folgende Rapport des
Diedenhofener Kreisarztes aus dem weniger spektakulären Berichtsjahr 1907: "Die Zahl
der Typhusfälle war keine sehr hohe, nämlich 32 - davon verliefen 5 tödlich. Unter
diesen 32 Typhusfällen kamen 8 auf eine Hausepidemie in Entringen, welche durch die
typhuskranke, aus dem luxemburgischen Gebiete herübergezogene Dienstmagd verursacht
worden war und 6 auf eine kleinere Epidemie in Enscheringen (davon 4 Fälle in
demselben Hause). Es verliefen davon 1 bzw. 2 tödlich. Ein weiterer Typhusfall kam
vor in Diedenhofen bei einem Mädchen, welches sich anscheinend bei einer Reise nach
Nancy infiziert hatte. Es schlossen sich an diesen Fall 2 weitere Typhusfälle bei den
Kostgängern der Mutter des betreffenden Mädchens und bei der Krankenpflegerin
desselben im Spitale an. Im April kam in Wollmeringen ein Pockenfall zur Beobachtung.
Derselbe war aus dem nahen Düdelingen über die Grenze eingeschleppt worden, wurde
im Krankenhause zu Algringen isoliert und endete mit Genesung."182
178 Dito.
179 Vgl. StadtA Sb, MB 521: RPTr an die Bürgermeister der drei Saarstädte Malstatt-Burbach,
Saarbrücken und St.Johann v. 30-Oktober 1904: "Das andauernde Auftreten von Typhus (...)."
180 Vgl. ADM 8 AL 262: der Reichskommissar für die Typhusbekämpfung in Saarbrücken an
das BPLo v. 14.Mai 1907 sowie das ablehnende Schreiben des Ministeriums für Elsaß-Lothringen
v. 23.Mai 1907.
181 Vgl. ACTh T 1/200: Zeitungsausriß aus der Lothringer Zeitung v. 11.Dezember 1904 mit
einem Artikel über die Typhusbekämpfung, wonach im Reichsetat ein entsprechender Betrag aus¬
gewiesen worden war.
182 Vgl. ADM 17 Z 234: Sanitätsbericht des Diedenhofener Kreisarztes v. 15 Juli 1907.
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