Full text: Migration und Urbanisierung

Desweiteren ist abschließend festzuhalten, daß das Industrierevier an der mittleren Saar, 
sowohl seitens der deutschen Stadtgeschichtsschreibung als auch seitens der deutschen 
Migrationsforschung bislang nahezu vollständig ausgeklammert wurde. Selbst Hans- 
Dieter Laux bezieht das Saargebiet nicht in seine vergleichende Untersuchung über die 
Bevölkerungsentwicklung in Preußen mit ein. In der Regel findet in der südlichen Rhein¬ 
provinz nur die traditionsreichere Bezirkshauptstadt Trier, die ohne Zweifel im Zuge der 
Industrialisierung im Vergleich zur Saarbrücker Urbanisationszone erheblich an Bedeu¬ 
tung verlor, als vermeintlich südlichste preußische Stadt von Rang Erwähnung. Dies mag 
daran liegen, daß erst im Jahre 1910 durch die Zusammenlegung der Städte Saarbrücken, 
St Johann und Malstatt-Burbach ein einheitlicher großstädtischer Verwaltungskörper in 
der äußersten rheinpreußischen Peripherie geschaffen wurde, womit die Wirtschafts- und 
Bevölkerungsdaten dieses Stadtraumes verhältnismäßig spät hinreichend Eingang in die 
amtliche Statistik fanden. Dabei kann die Aufarbeitung der Urbanisierungsgeschichte 
der Saarregion im Kontext der deutschen Urbanistik durchaus als Korrektiv für die um¬ 
fangreichen Erkenntnisse herangezogen werden, welche einerseits die Großstadtforschung 
und andererseits die zahlreichen Untersuchungen über die großen deutschen Industrieräu¬ 
me wie das Ruhrgebiet oder die Rhein-Neckar-Region erbracht haben. 
3. Schwerpunkte derRegionalgeschichtsschreibungvon Saarland, Lothringen 
und Luxemburg 
Für die jeweilige Nationalgeschichtsschreibung in Deutschland und Frankreich waren 
in der Vergangenheit die Grenzgebiete, die zusammen mit Luxemburg den Raum Saar- 
Lor-Lux bilden, höchstens peripherer Forschungsgegenstand. Hierzu mag einerseits die 
geographische Grenzlage selbst wesentlich beigetragen haben, andererseits verfügten diese 
Gebiete nicht über die urbane Dichte und zentralen Funktionen, die etwa das Ruhrgebiet, 
das nicht in vergleichbarer Weise von Staatsgrenzen durchschnitten wurde, ausbilden 
konnte. 
3.1 Stadtgeschichte 
Von daher mag es nicht verwundern, daß die Stadtgeschichte für die durch Landesgren¬ 
zen voneinander getrennten Teilgebiete nach modernen historiographischen Maßstäben 
nur äußerst ungenügend aufgearbeitet ist. 
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