menstraße hinsichtlich des gesamten Untersuchungszeitraums gesamtdurchschnittlich
weniger als 45 Prozent Saarländer. Andererseits wuchs neben einer recht starken Gruppe
von Hunsrückem der Anteil der Italiener unter den Zuzüglern beständig. Ihr
durchschnittlicher Gesamtanteil betrug 16 Prozent, und gegen 1910 dürfte der Charakter
der Straße in entscheidendem Maße von ihren italienischen Bewohnern geprägt gewesen
sein.
Außerdem wies die Straße eine sehr einseitige Berufsstruktur auf: hier wohnten fast
ausnahmslos Arbeiter, wovon etwa zwei Drittel Anlem- oder Hilfstätigkeiten nachgingen
und mehr als 20 Prozent Tätigkeiten im Bereich des industrialisierten Handwerks
verrichteten. Zunfthandwerksgesellen sowie gelernte Industriearbeiter (Berufsklassen 293
und 294) waren dagegen nur sehr selten anzutreffen.
Die Italienerpräsenz war im innerstädtischen Vergleich in der Blumenstraße am stärksten.
Daneben siedelten sich kleinere Gruppen am Torhaus, d.h. in der Nähe des Güterbahnhofs
Schleifmühle, und in der Wiesenstraße an, also in Nachbarschaft der Asphaltfabrik Lim¬
burg, der Zementfabrik Böcking & Dietzsch und des Malstatter Güterbahnhofs. Auch
in diesen beiden Fällen befanden sich die Arbeitsstellen unmittelbar in Sichtweite und
die räumliche Trennung von den Wohngebieten der restlichen Bevölkerungsteile war nicht
zu übersehen.
Die sozio-professioneile Segregation erfolgte in Malstatt-Burbach aber von diesen
Ausnahmen abgesehen über andere Mechanismen. Zum einen dürften die Arbeitnehmer
in jedem der Malstatt-Burbacher Unternehmen bestrebt gewesen sein, möglichst in der
Nähe ihrer Arbeitsstätte ein Domizil zu finden, womit sich zumindest hinsichtlich der
Arbeitnehmerschaft der größeren Etablissements wie der Hütte, des Gußstahlwerks und
der Eisenbahnwerkstätte betriebsspezifische Wohnviertel ergeben haben dürften, die sich
in den Melderegistern allerdings nicht widerspiegeln. Man könnte dies als eine horizontale
Differenzierung bezeichnen. Zum anderen sorgte das von der Hüttenleitung und der
Eisenbahnverwaltung den Maßnahmen der Bergwerksdirektion nachempfundene Prämien¬
haussystem für eine vertikale Gliederung der Arbeiterschaft in Hausbesitzer und Miet¬
zinszahler. Die Hütten- und die Lehmkaulstraße zeugen hiervon. Zum dritten spiegelte
sich der soziale Status z.T. in der Mietwohnung, welche bezogen wurde. Geräumige
Wohnungen in der ersten Etage wurden sicherlich eher von sozial höher gestellten
Arbeiterfamilien in Anspruch genommen als die zumeist engen Mansarden- oder gar
Kellerwohnungen.
4) Gemischtstrukturierte Wohnviertel 1
Neben den genannten Wohn- und Ansiedlungsformen fiel eine Reihe von Straßenzügen
auf, welche über ausgeprägte Mischkulturen hinsichtlich der sozio-professionellen
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