konnte. Anteilig mehr Menschen verzogen aus dem elsaß-lothringischen Verwaltungszen¬
trum und seinem direkten Umland an die Mosel, und prozentual weniger Menschen ver¬
ließen Diedenhofen, das so plötzlich einen industriellen Charakter ausbildete, in Richtung
des Oberrheins.
Den eigenen Kreis Diedenhofen-Ost prägte bis zum Ende des Kaiserreiches die
Landwirtschaft, weshalb dieser mit dem Rangparameter 2 qualifiziert wurde. Ganz
allgemein ist zum Wanderungsumschlag zwischen der Stadt Diedenhofen und den Kreisen
dieses Entwicklungsniveaus, unter denen für die Kommune außer dem Kreis Diedenho¬
fen-Ost noch die Kreise Saarburg/Saar und Luxemburg-Nord eine gewisse Rolle spielten,
zu vermerken, daß mit der Industrialisierung vor Ort zwar ein Immigrationsrückgang
hieraus zu konstatieren war. Der Abzug aus der Stadt zielte aber auch nach 1900, sogar
in gesteigertem Maße, in den 2er-Bereich, was daran gelegen haben dürfte, daß es im
eigenen Kreis ein Siedlungsvakuum zu füllen galt, welches das Festungskonzept Die-
denhofens bis ins 20. Jahrhundert künstlich aufrecht erhalten hatte.163 Der Raum Dieden¬
hofen verdichtete sich nach der Niederlegung der Festungswälle analog der Saarbrücker
U rbanisierungszone.
Die uns für Esch vorliegenden Zahlen fallen auf den ersten Blick etwas aus der Reihe.
Die stärker urbanisierten Kreise des 5er- und 6er-Niveaus, nämlich die benachbarten
Industrieregionen Diedenhofen-West und Saarbrücken im Konzert mit dem eigenen Kreis
Luxemburg-Süd, entließen demnach anders als bezüglich der Vergleichsstädte Dieden¬
hofen und Malstatt-Burbach anteilig sinkende statt anwachsendc Bevölkerungsteile in
die luxemburgische Industriegemeinde. Zugleich stieg die Zahl der in Kreisen der
Rangkategorie 1 Geborenen offenbar stetig an. Deutlich wird hierdurch aber nur, daß
sich der Wanderungsaustausch mit den angrenzenden reichsdeutschen Industrierevieren
relativ bescheiden ausnahm, das Verhältnis der Rekrutierungsquoten zwischen den beiden
luxemburgischen Teilregionen ziemlich konstant blieb und sich im deutschen Nahbereich
vor allem die Beziehungen zu den ländlichen Eifelkreisen (Bitburg, Daun, Prüm) intensi¬
vierten.
Der ökonomische Rangparameter konnte aus arbeitstechnischen Gründen leider nur für
den inländisch-deutschen Nahbereich ermittelt werden, weshalb die für Esch so wichtigen
Femzuwanderungs- und Ausländerkontingente hier keine Berücksichtigung finden. Das
Gesamtbild hinsichtlich der Stadt Esch wird daher in dieser tabellarischen Darstellung
erheblich verzerrt.
Esch war allerdings wie Diedenhofen und Malstatt-Burbach in den genannten regionalen
Vemetzungsprozeß miteingebunden, nur ist diesbezüglich der Beitrag des rheinisch-west¬
fälischen sowie der nordfranzösisch-belgischen Industriereviere unbedingt zu beachten.
163 Vgl. hierzu ausführlicher S.löOff.
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