Full text: Migration und Urbanisierung (23)

rungsroute der Kuselaner in der Regel zuerst in das Zentrum der Westpfalz oder re¬ 
präsentierten die stets zwischen vier und sechs Prozent der pfälzischen Zuwanderung, 
welche im direkten Zuzug aus dem Bezirksamt Kusel nach Malstatt-Burbach kamen, 
das bevorzugte Wanderungsverhalten dieser Bevölkerungsgruppe? Der von Kusel 
herführende, im Jahre 1868 fertiggestellte Eisenbahnanschluß mündete in Landstuhl auf 
die Strecke Ludwigshafen-Homburg-Saarbrücken ein und bot Gelegenheit zur Weiter¬ 
fahrt in beide Richtungen. Aber nutzten die im Sinne der Studie mobilen Bevölkerungs¬ 
teile die Bahn überhaupt als Beförderungsmittel? 
Als eine neuerliche Bestätigung der These von der Zunahme der innerregionalen 
Mobilitätsintensität während der wirtschaftlichen Baisse nach 1875 ist zu werten, daß 
zwischen 1876 und 1889 mit Ausnahme des Bezirkamtes Homburg die Prozentanteile 
der Immigration aus sämtlichen nächstgelegenen westpfälzischen Bezirksämtern anstiegen, 
während der zuvor noch ansehnliche Zuzug aus den vorderpfälzischen Bezirksämtern 
Neustadt/Weinstrasse, Speyer und Bergzabern erheblich nachließ. Außerdem verringerte 
sich zeitgleich der Abzug von der Saarhüttenstadt aus in die Bezirksämter Zweibrücken 
sowie Kaiserslautern in einschneidender Weise. Mag sein, daß mobile Bevölkerungsteile 
des Bezirksamtes Homburg diese Lücke zu füllen trachteten und daher wiederum deren 
Zuwanderung nach Malstatt-Burbach ins Stocken kam. 
Fassen wir zusammen: In den Landschaften Saar, Hunsrück und Pfalz, in welche 
Malstatt-Burbach eingebettet bzw. zu denen die Kommune in unmittelbar Nachbarschaft 
lag, bestand jeweils nur seitens einer bestimmten Anzahl von Kreisen ein intensiver 
Wanderungsaustausch mit der Saarhüttenstadt, keinesfalls jedoch geschlossen mit einem 
jener Gebiete. Der Faktor der räumlichen Nähe spielte diesbezüglich zwar eine Rolle, 
aber die Möglichkeit zur Überwindung geographischer Distanzen mittels der sich rasch 
ausweitenden Eisenbahnverbindungen führte offensichtlich nicht zu einschneidenden 
Änderungen der Migrationsverhältnisse innerhalb der Region. Kreise mit einer regionalen 
Zentrenfunktion wie Saarbrücken, Trier, Zweibrücken-St.Ingbert sowie in gewissem Sinne 
auch Kaiserslautern und Kreuznach stellten sozusagen Kristallisationspunkte des Wande¬ 
rungsgeschehens dar und unterhielten die für die jeweilige Landschaft zahlenmäßig 
dominierenden Austauschbeziehungenmit dem industriellen Fertigungszentrum Malstatt- 
Burbach. Die krisenhafte Wirtschaftsentwicklung zwischen 1876 und 1889 führte zu einer 
Intensivierung des Wanderungsaustausches mit der Mehrzahl der westpfälzischen 
Bezirksämter, dem Fürstentum Birkenfeld sowie den preußischen Saarkreisen Saarbrücken 
und Ottweiler-Neunkirchen. Die Zuzugsmobilität aus den preußischen Hunsrückkreisen, 
den nördlichen Saarkreisen (außer St.Wendel) und der Vorderpfalz erlebte dagegen in 
dieser Phase einen Einbruch. Es wird deutlich, daß sich während der Wirtschaftsflaute 
nicht nur die Zu- und Abzüge von und nach außerhalb des Saar-Lor-Lux-Raumes, 
sondern auch die Mobilität im regionalen Zusammenhang auf ein Mindestmaß reduzierte: 
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