Full text: Die monastische Schriftkultur der Saargegend im Mittelalter

Holland, keine Berücksichtigung in der Vita gefunden hat (seine Schwester Erlinde wurde 
schließlich auch erwähnt).95 Umgekehrt spricht für einen Ansatz in der ersten Hälfte der 
980er Jahre, daß sich in der Trierer Überlieferung ein konkreter Anhaltspunkt zur „Auf¬ 
tragserteilung“ ausfindig machen läßt, nämlich die Schenkungsurkunde Egberts an das 
Stift St. Paulin vom 31. August 981.96 ln der Zeugenliste finden sich Graf Dietrich II., der 
also damals seinen Sohn besuchte, und ein Subdiakon Robert. Selbst wenn letzterer - be¬ 
denkt man die relative Häufigkeit des Namens - nicht zwangsläufig mit dem Mettlacher 
Mönch und Verfasser der Adalbertsvita zu identifizieren ist, so ist es doch sehr wahr¬ 
scheinlich, daß Graf Dietrich auf Wunsch Egberts bei seiner Rückkehr den oder die Ver¬ 
fasser in das heimatliche Egmond geleitet hat. 
Es war Sauerland, der erstmals Ruopert in Verbindung brachte mit dem „Ruodpreht“ des 
Egbert-Psalters, der sich heute in Cividale befindet.97 Auf einem der Widmungsbilder ist 
dargestellt, wie der Mönch Ruodpreht, bekleidet mit einer anianischen Skapulierkukulle, 
den wertvollen Kodex Egbert überreicht, der ihn dem heiligen Petrus weiterreicht. Die 
Widmungsverse auf f. 16v-19r lauten: Donum fert Ruodpreht / quodpresul suscipit Eg- 
breht I Qui tibi dat munus I dele sibi, Petre, reatus. Freilich glaubten Sauerland /Haseloff 
eine Identifizierung ablehnen zu müssen, da Mettlach keine Bedeutung als Zentrum der 
bildenden Kunst besessen habe. Die bloße Ruopert-Ruodpreht-Kongruenz sei als Argu¬ 
ment nicht ausreichend. Dennoch hat die spätere kunsthistorische Forschung diese Frage 
wiederholt ventiliert. So tritt Nordenfalk für eine alemannische Herkunft Ruoperts ein,98 
dies in konsequenter Anlehnung an die postulierte Herkunft der Handschrift aus dem 
Reichenauer Skriptorium. Die Rolle der Reichenau für die spätottonische Buchmalerei 
galt lange Zeit als geradezu sakrosankt, bis die „ketzerische“ These von Bauerreiß, die il¬ 
luminierten liturgischen Handschriften jener Epoche seien stets an ihrem Bestimmungsort 
entstanden, sie bis zur Bedeutungslosigkeit relativierte.99 Dieser Ansatz wurde höchst 
kontrovers diskutiert und hat sich letztlich nicht durchgesetzt. Es bleibt das Verdienst des 
bayerischen Benediktiners, auf gewisse Unstimmigkeiten der Reichenau-Apologeten auf¬ 
merksam gemacht zu haben. Im Falle Ruoperts verwies er auf die Darstellung des heiligen 
Adalbert in der Trierer Allerheiligenlitanei; für ihn ist der Verfasser der Adalbertsvita, ein 
Mann aus der Umgebung Egberts, dessen Fähigkeiten der Erzbischof so viel Vertrauen 
schenkte, daß er ihn in die Hausabtei seiner Familie nach Egmond beorderte, auch der 
künstlerische Gestalter des Psalters. Dodwell/Turner unterstützen die Lokalisierung nach 
Trier, wobei sie unter anderem auf die markanten Unterschiede im monastischen Habit 
des Ruodpreht des Egbert-Psalters mit dem des Mönches Heribert auf dem Trierer Egbert- 
Codex hinweisen; beide sollen aber Reichenauer Profeßmönche gewesen sein.100 Ruopert 
95 Für die Spätdatierung treten ein Huijben, Geschiedkundige Waarde, S. 234 u. 237 u. Carasso- 
Kok, Repertorium, S. 3-5, umgekehrt Vis-Edition, S. 21-23, für 977-988; der Ansatz ± 985 be¬ 
reits bei Holder-Egger, S. 699 u. Manitius II, S. 424. Zu „moderno tempore“ vgl. Freund, Mo¬ 
dernus, S. 41-52 
96 Koch, Oorkondenboek, Nr. 51, S. 91-93; vgl. dazu Heyen, Egbert-Fälschung. Die Interpola¬ 
tionen berühren jedoch nicht die hier zur Diskussion stehende Frage. 
97 Sauerland/Haseloff, Psalter, S. 6ff. u. 143 
98 Nordenfalk, Abbas Leofsinus, S. 69, Anm. 37 
99 vgl. Bauerreiß, Gab es eine Reichenauer Malschule? (v. a. S. 45 u. 49f.) u. ders., Ober die angeb¬ 
lichen Reichenauer Malermönche (zu Ruopert/Ruodpreht v. a. S. 39f.) 
100 Dodwell/Turner, Reichenau reconsidered, S. 7 u. S. 13ff. 
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