6. Zwischen Reform und Reformation: Monastisches Schrifttum
im 15./16. Jahrhundert
6.1. Adam Meyer und Reyner von Hompesch
Die erste bedeutende monastische Reform des 15. Jahrhunderts ist für den Trierer Raum
mit dem Namen des Johannes Rode (geh, um 1388 in Trier, gest. 1439 in Montabaur) ver¬
knüpft.1 Seit 1421 Abt von St. Matthias, weitete sich seine Tätigkeit auf die übrigen
Trierer Abteien und schließlich über Visitationen auch in die angrenzenden Bistümer aus.2
Schriftlichen Niederschlag fanden seine Vorstellungen in eigenen Consuetudines.3 Leben
und Werk Rodes sind in den Arbeiten des Trierer Benediktiners P. Petrus Becker umfas¬
send untersucht worden. Ich möchte mich im folgenden auf zwei Schüler Rodes konzen¬
trieren, die beide - auf ganz unterschiedliche Weise - mit der Bildungsgeschichte des Un¬
tersuchungsgebietes Zusammenhängen.
Von ihnen ist Adam Meyer, von 1458 bis zu seinem Tod am 17. Februar 1499 Abt zu St.
Martin/Köln, der ungleich bekanntere. Er übte wichtige Funktionen in der Bursfelder
Kongregation aus, der er u. a. die holländische Abtei Egmond zuführte.4 Um 1430 hatte
er in St. Matthias unter Abt Rode Profeß abgelegt. Von den ihm im 17./18. Jahrhundert
zahlreichen zugesprochenen Schriften müssen nach kritischer Prüfung einige abgelehnt
werden;5 seine Lebensleistung bleibt noch beeindruckend genug. Was ihn aber mit dem
Saarraum verbindet, ist einzig seine Herkunft. Bereits Trithemius und Butzbach sprechen
ihn als „de Sancto Wendalino“ an. Das Nekrolog des Benediktinerinnenklosters Nonnen¬
werth präzisiert weiter, wenn es als seine Eltern Petrus et Geysa de Exwiler nennt. Die
Identifizierung mit dem heutigen Urexweiler (Kr. St. Wendel) ist zwingend.6
Reyner von Hompesch (6 km nördlich von Jülich gelegen) ist erstmals 1430 als Student
in Heidelberg belegt.7 Zwei Jahre später begleitet er als Mönch von St. Matthias seinen
Abt Johannes Rode beim Konzil von Basel.8 1434 wird er schließlich zum Abt der arg her¬
untergekommenen Abtei Hornbach ernannt, der er bis zu seinem Tod 1450/51 vorsteht.9
1 grundlegend Becker, Johannes Rode; ältere Studie von Redlich, Johann Rode
2 Ein interessantes Beispiel ist St. Nabor (St. Avold), das sich 1512/13 an die St. Maximiner Reform¬
gruppe anschloß und ihr bis zur (Zwangs-) Integration in die Kongregation von St. Vanne 1607
angehörte, s. Becker, Johannes Rode, S. 180f. ; vgl. Kap. 5. 2. 2.
3 Consuetudines et observantiae monasteriorum Sancti Mathiae et Sancti Maximini Treverensium
ab Johanne Rode Abbate conscriptae, ed. P. Becker (CCM Bd. V), Siegburg 1968
4 Berliere, Adam Mayer, S. 22 (Datierung auf 1490/91); die von Redlich, Johann Rode, S. 66, ange¬
regte „abschließende Monographie“ hat der Kölner Abt bislang nicht erfahren, doch liegen wich¬
tige Bausteine vor: Berliere, Adam Mayer; Schmidtke, Adam Meyer (mit weiteren Literaturan¬
gaben)
5 s, die Differenzierung bei Schmidtke, vgl. ferner J. Vennebusch, Die theologischen Handschriften
des Stadtarchivs Köln, T. 1: Die Folio-Handschriften der Gymnasialbibliothek (Mitt. aus dem
Stadtarchiv von Köln, Sonderreihe 1,1), Köln-Wien 1976, S. 8f.; eine würdige Eioge auf Adam
Meyer bei dem „Panegyriker“ der Bursfelder Kongregation, dem Maria Laacher Mönch Johannes
Butzbach (Cod. Bonn UB S 356, f. 215v-216)
6 Ody, Adam Mayer, S. 56
7 G. Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg, Bd. I, Heidelberg 1884, S. 185
8 Becker, Johannes Rode, S. 77
9 Urkundlich belegt ist Abt Reyner zuletzt am 29. Januar 1450, sein Nachfolger Blicker, zuvor Stifts¬
schaffner in Klingenmünster, heißt am 1. September 1451 „der erwählte Abt von Hornbach“
(Neubauer, Regesten Hornbach, Nr. 399f.).
123