strum Gloria Romanorum auf dem späteren Klosterberg gewesen, das aber einem Grafen
Werner von Saarwerden gehört habe. Schließlich hätten die siegreichen Treverer das Ka¬
stell wie auch die gegenüberliegende Stadt, die so bedeutend wie Worms gewesen sei, dem
Erdboden gleichgemacht. Dieses krause Konglomerat antiker und mittelalterlicher Ele¬
mente, das durchaus thematische Anklänge an die „Gesta Treverorum“ des 11 .Jahrhun¬
derts aufweist, ist selbst für die Maßstäbe spätmittelalterlicher Klosterüberlieferung eini¬
germaßen erstaunlich. Offenbar war man sich in der Zisterze der römischen Vergangen¬
heit des Ortes dunkel bewußt;70 als würdigen Antagonisten bemühte man die Treverer,
die in der Gegend Wörschweilers freilich nie gesiedelt haben. Ein Rückgriff auf benedik-
tinische Tradition - sei es aus Hornbach selbst oder aus der Prioratszeit Wörschweilers
1131-1170 — wird deutlich durch die Identifizierung jenes Grafen Werner aus dem 8.
Jahrhundert, dem Gründer Hornbachs, mit dem Stifter des Hornbacher Priorats, dem
Grafen Friedrich von Saarwerden.71
In der Folge bewegt sich die Schilderung auf historisch abgesicherterem Terrain: Graf
Werner läßt durch Mönche aus Hornbach ein Benediktinerpriorat in monte praedicto ein¬
richten und findet in Hornbach auch seine letzte Ruhestätte. Sein Nachfahre Graf Ludwig
ist verdrossen über das lockere Treiben der Mönche seines Hausklosters. Als er in Metz
der ehrwürdigen Gestalt des Abtes von Weiler-Bettnach begegnet, ist er fest entschlossen,
auf dem Wörschweiler Klosterberg eine Zisterze zu begründen: Bruder Gobert wird zum
Apostolischen Stuhl geschickt, um die angeblich erforderliche Genehmigung einzuholen.
Nach seiner Rückkehr wird Gobert erster Abt der Neugründung,72 die im Andenken an
den früheren Gründer den Namen „Wernevillerium“ erhält und von Graf Ludwig gro߬
zügig dotiert wird (im Text datiert auf 1170).
Eine Datierung der Traditio wird erleichtert durch die Formulierungen der ältesten Klo¬
sterurkunde von 1180,73 die zwar völlig zutreffend den Grafen Friedrich von Saarwerden
als Gründer nennt, aber die Nennung Hornbachs tunlichst vermeidet. Demgegenüber ver¬
bindet die Traditio die Lust an pseudohistorischem Fabulieren mit gezielten Rückgriffen
auf die benediktinische oder gar römische Vergangenheit des Ortes.74 Sie ist daher nicht
in den Kontext der Gründungsjahre der Zisterze einzubeziehen, sondern eher dem 13. /14.
Jahrhundert zuzuordnen.
70 vgl. das Protokoll des Tilemann Stella von 1560: „Es sei wohl glaublich, daß die Inwohner (der
Römerstadt Schwarzenacker) hier einen alten und abgöttischen Tempel gehabt haben, solches
zeigt der Hügel an, der noch hier außen vor dem Kloster liegt; noch vor wenigen (Jahren) hat man
alte und heidnische Bilder der Götter in dem Kloster gefunden, welche nunmehr zerschlagen
sind.“ (zit. nach Rolling, Römerhügel, S. 10)
71 zu Werner s. Kap. 4. 1. ; zur benediktinischen Tradition vgl. auch die Einleitungsformel: Quo-
niam referentibus antiquis de Wernerivillario prout dicebant a suis predecessoribus fide dignis pro
verdate audivisses . . . (Neubauer, Regesten Werschweiler, S. 414f. )
72 zu Gobert vgl. Notiz bei Remling, Urkundliche Geschichte, S. 239: „Johannis bezweifeltauch, ob
Gobert, wie es eine alte, in lateinischer Sprache verfaßte Tradition vom Ursprünge unseres Klo¬
sters, die er vor sich hatte, angiebt, erster Abt gewesen sey. . . “
,3 Neubauer, Regesten Werschweiler, S. 11-17
74 zu den Ergebnissen der Ausgrabungskampagne von 1968 s. Rolling, Römerhügel; ders., Mönche;
Schmoll gen. Eisenwerth, Mittelalterliche Baugruppe, v. a. S. 23; zur Lage Wörschweilers s. be¬
reits F. W. Schmidt, Römerstraßen im Rheinland, in: Jb. d. Vereins v. Alterthumsfreunden im
Rheinland 31 (1861), S. 217
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