Full text: Geschichte der Elektrizitätsversorgung des Saarlandes unter besonderer Berücksichtigung der Vereinigten Saar-Elektrizitäts-AG

mußte übereilt in Betrieb gesetzt werden, da einige Gruben durch Störungen der eige¬ 
nen Maschinenanlagen in Schwierigkeiten gekommen waren60; die Folgen waren häu¬ 
fige Ausfälle, die in erster Linie auf Montagefehler zurückgeführt wurden. Nach Auf¬ 
nahme des Betriebes im Luisenthaler Werk konnte die Anzahl der Störungen auf 
durchschnittlich eine pro Monat gesenkt werden, so daß „den Abnehmern dabei die 
Spannung im Mittel nur etwa 10-15 Minuten entzogen“ wurde61. 
Die wirtschaftlichen Ergebnisse des Etatjahres 1909, in dem die zentrale Kraftversor¬ 
gung in größerem Umfang begann, waren erfolgversprechend: Gegenüber den bisheri¬ 
gen Einzelanlagen auf den verschiedenen Gruben, wo die Anlagekosten pro installier¬ 
tem kW bei 700-800 Mark lagen, beliefen diese sich auf etwa 400 Mark pro kW bei den 
beiden Zentralen einschließlich Netz und Transformatoren62. Pro Kilowattstunde 
wurde eine Ersparnis zwischen 1 und 1,5 Pfennig durch die Stromerzeugung in den bei¬ 
den Kraftwerken errechnet. Dies ergab für die gesamte Bergwerksdirektion Saar¬ 
brücken immerhin eine Einsparung von 400.000 bis 500.000 Mark im Jahr. Zum ersten 
Mal konnte auch ein Rückgang des Selbstverbrauches der Saargruben an Kohle im Ver¬ 
hältnis zur Förderung festgestellt werden, während dieser früher jährlich gestiegen 
war. Verbesserungsbedürftig schien der zum 01. Oktober 1907 eigens eingerichteten 
„Direktion der Kraft- und Wasserwerke“63 in erster Linie die Tatsache, daß unter Be¬ 
rücksichtigung sämtlicher Verluste die Dampfzentrale Luisenthal nur 12,9 % der ihr 
zugeführten Wärme in Form von Elektrizität nutzbar zur Verfügung gestellt hatte; bei 
der Gaszentrale Heinitz war ein Wirkungsgrad von immerhin 22,5 % festzustellen64. 
Kennzeichnend für die Entwicklung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges war ein 
ständig steigender Bedarf an elektrischer Energie65, dem der Ausbau von Erzeugungs¬ 
kapazitäten kaum nachkam: Mitte 1914 hatte das Kraftwerk Heinitz eine installierte 
Leistung von 14.100 kW, das Kraftwerk Luisenthal von 29.700 kW. Die rasante Steige¬ 
rung der Stromproduktion besonders in den letzten Vorkriegsjahren verdeutlicht Ta¬ 
belle 366. 
60 Mengelberg/Peucker (1910), S. 1359. 
61 Ebd. 
62 Ebd., S. 1362. 
63 Vgl. Denkschrift über die Ausgestaltung der Kraft- und Wasserwerke zu einer selbständigen 
Betriebsverwaltung vom 14.05. 1908, in: LA Sbr. 564/107, S. 44ff.; zusätzlich zur Betreuung 
der Kraftwerke Heinitz und Luisenthal kam die Verwaltung des neuen Wasserwerkes im 
Lauterbachtal, so daß sich die Bergwerksdirektion zur Einstufung der Kraft- und Wasser¬ 
werke als eigener Verwaltungszweig ab 01.04.1909 entschloß. 
64 Mengelberg/Peucker (1910), S. 1363. 
65 Vgl. Alt haus (1904), S. 1209ff.; Philippi (1910), S. 466ff.; Elektrische Lokomotiven mit 
Akkumulatorenbetrieb, in: EKB 7 (1909), S. 276f.; Recktenwald I (1910), S. 46f.: Ab 
März 1910 ersetzten die Lokomotiven auf der IV. Sohle von Lampennest die Pferde in der 
Streckenförderung; vgl. ebf. Versuche und Verbesserungen (1906), S. 258: Elektrische 
Streckenförderung IV. Tiefbausohle Grube Heinitz; Weise (1912), S. 389ff. Einen guten 
Überblick über den steigenden Einsatz elektrisch angetriebener Maschinen geben auch die 
jährlichen Überblicke „Zusammenstellung der Unterhaltungskosten im Bezirke der König¬ 
lichen Bergwerksdirektion Saarbrücken im Jahre . . . betriebenen Dampfkessel-, Dampf¬ 
maschinen und sonstigen Motoren“ (gedruckt). 
66 LA Sbr. 564/2021, jährliche Zusammenstellung. 
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