Genußmittelindustrie ihre Anteile deutlich erhöhen konnten (vgl. Tab. 77), eine indi¬
rekte Folge der erwähnten wirtschaftlichen Strukturverbesserungsmaßnahmen im
Saarland. Auch ein Vergleich der Werte für das gesamte Saarland mit der Bundesrepu¬
blik verdeutlicht, daß besonders die Gruppe „übrige Industrien“ (vgl. Tab. 78,79) mit
einer Steigerung des Stromverbrauchs um rund 214% im Zeitraum 1960 bis 1970 deutli¬
che Zugewinne erzielte und 1970 mit einem 14,2%igen Anteil elektrischer Energie am
Endenergieverbrauch den höchsten Wert der verschiedenen Verbrauchergruppen er¬
reichte. Der Anteil des Stromes am Endenergieverbrauch der gesamten Industrie blieb
im Saarland allerdings auf Grund des traditionell hohen Einsatzes der Sekundärenergie¬
träger Koks und Gas in der Eisen- und Stahlerzeugung deutlich gegenüber den Werten
der Bundesrepublik zurück.
b) Eisenbahn und Straßenbahnen
Die auf Grund der politischen und wirtschaftlichen Umstellungsprobleme der 50er
Jahre verzögerte Elektrifizierung der saarländischen Eisenbahnstrecken schlug sich ab
1968 in den Abgabewerten der VSE deutlich nieder, als das Unternehmen die Dreh¬
stromlieferung für ein Umformerwerk bei Saarbrücken aufnahm, das 1972 um einen
zweiten 25 MW-Satz erweitert wurde80. Insgesamt bezieht die Deutsche Bundesbahn
ihren Bahnstrom aus über 30, über das gesamte Bundesgebiet verteilten Kraft- und Um¬
formerwerken mit einer installierten Gesamtleistung von 1.700 MW. Hiervon sind in
Wasserkraft- und Umformerwerken, die speziell der Frequenzregelung dienen, etwa
550 MW installiert81. Die von der VSE zur Verfügung gestellte Leistung von 50 MW
in Saarbrücken bedeutet damit immerhin einen Anteil von etwa 10%. Neben der rei¬
nen Energieumwandlungsfunktion hat das von der VSE belieferte Umformerwerk
folglich auch eine wichtige Funktion für die Stabilität des bundesdeutschen Bahn¬
stromnetzes. Dieses wird zudem im unmittelbaren 110 kV-seitigen Verbund mit dem¬
jenigen der Österreichischen Bundesbahn sowie über zwei Kuppelumspanner bei Basel
mit dem Netz der Schweizerischen Bundesbahnen betrieben.
Im Gegensatz zur steigenden Tendenz bei der Bahnstromabgabe nahm die Straßen¬
bahnversorgung einen immer kleineren Anteil ein. Zug um Zug wurde der Betrieb der
elektrischen Straßenbahnen eingestellt: Völklingen 1959, Saarlouis 1961, Saarbrücken
1965, Neunkirchen 1978 lauten die Daten für die jeweiligen letzten Fahrten dieses um¬
weltfreundlichen Verkehrsmittels. Im Zeichen sprudelnder Ölquellen und rasch an¬
80 Behmann (1985), S. 268; Die Bundesbahndirektion Saarbrücken (1974), S. 65f. Die Elektri¬
fizierung des saarländischen Eisenbahnnetzes sollte nach 1949, parallel zum entsprechenden
Vorgehen der französischen Staatsbahnen SNCF, mit 25 kV/50 Hz durchgeführt werden.
Mit der politischen und wirtschaftlichen Eingliederung in die Bundesrepublik wurden die
gesamten bisherigen Planungen und Vorarbeiten verworfen und auf das DB-Bahnstrom-
system 15 kV/16 2/3 Hz umgestellt. Während die SNCF ihren Elektrifizierungstermin 1957
einhielt, verzögerte sich der Beginn der elektrischen Zugführung im Saarland bis in das Jahr
1960, vgl. Behmann (1985), S. 265ff.; Saar-Eisenbahnen und Elektrifizierung (1954),
S. 28ff.; ausführlich: LA Sbr. Eisenbahndirektion Saarbrücken, Verwaltungsratssitzungen
Nr. 1-67, besonders Nr. 28, 41, 47, 53, 55-59, 67.
81 Freundliche Mitteilung von Herrn Dipl.Ing. Behmann, Bundesbahndirektion Saar¬
brücken v. 11.07.1986.
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