Full text: Geschichte der Elektrizitätsversorgung des Saarlandes unter besonderer Berücksichtigung der Vereinigten Saar-Elektrizitäts-AG

der Grubenbahnhof Friedrichsthal elektrisches Licht29, 1898 die Tagesanlage der 
Grube Brefeld30, 1899 folgte der Mellinschacht der Grube Sulzbach31. Ein Jahr später 
teuften die Bergleute auf Grube Velsen unter elektrischer Beleuchtung ab32. Um 1900 
war die elektrische Beleuchtung auf allen zwölf Berginspektionen der königlichen 
Bergwerksdirektion eingeführt, allerdings noch nicht auf allen zugehörigen Anlagen. 
Bei den meisten Neuanlagen nach 1890 waren stärkere Stromerzeugungsmaschinen 
eingerichtet und auf die Spannung 110 Volt Gleichstrom gewechselt worden33. 
Auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik fand die elektrische Energie im Bereich der 
Bergwerksdirektion Saarbrücken erstmals in den Jahren 1884/85 Eingang, als auf der 
Grube Heinitz eine Telefonanlage über Tage installiert wurde34. Parallel hierzu er¬ 
folgte der Einsatz von elektrischen Signalvorrichtungen unter Tage, die als einzige den 
strengen Sicherheitsanforderungen des Bergwerksbetriebes genügten. Da die Strom¬ 
versorgung dieser Geräte anfangs technisch noch nicht ausgereift war, setzte sich die 
Anwendung von Magnetinduktoren als Stromerzeuger in Verbindung mit Wechsel¬ 
stromweckern durch. Zur Übermittlung sichtbarer Signale kamen in den 1890er Jah¬ 
ren Grubentelegraphen in Betrieb35. 
2. Der Einsatz elektrischer Antriebskraft 
Die elektrische Kraftübertragung hielt ihren Einzug erstmals auf den Bergwerken des 
Saarreviers im Jahre 1894 auf Grube Altenwald, für ein Kohlerevier erstaunlicherweise 
mit Wasserkraftantrieb: Die hier in der dritten Tiefbausohle zusetzenden Wasser, die 
bislang ungenutzt der in der vierten Tiefbausohle stehenden Wasserhaltung zuflossen, 
wurden mittels einer im Schacht eingebauten Rohrleitung einer in der vierten Tiefbau¬ 
sohle aufgestellten Turbine zugeführt. Diese war direkt mit einem Nebenschlu߬ 
dynamo gekuppelt. Der erzeugte Strom wurde durch Bleikabel zu einem etwa 600 m 
vom Schacht entfernten Elektromotor geleitet, der eine Förderung mit Seil ohne Ende 
antrieb, die die unterhalb der dritten Tiefbausohle auf Flöznummer 2 fallenden Kohlen 
durch eine einfallende Strecke auf die gesamte Sohle hob36. In den folgenden Jahren 
zeugten zahlreiche Beispiele vom erfolgreichen, unaufhaltsamen Einsatz des Elektro¬ 
motors auf den Gruben der Bergwerksdirektion: 1894 wurde der Antrieb für zwei 
Schiebebühnen und einen Materialaufzugskasten auf Grube Göttelborn elektri¬ 
fiziert37. 1895/96 folgte auf den Viktoriaschächten der Grube Gerhard bei Püttlingen 
die elektrische Kettenförderung von der sechsten zur ersten Sohle38. Im Jahre 1896 
29 LA Sbr. 564/139, Entwicklung 1897/98. 
30 Ab 1898 Name für Kreuzgräben, vgl. LA Sbr. 564/146, S. 222. 
31 LA Sbr. 564/141, S. 223. 
32 LA Sbr. 564/148, S. 38. 
33 BMF 1900, S. 469. 
34 LA Sbr. 564/147, Entwicklung 1884/85; vgl. auch Schwarz (1956), S. 17ff.; Schwarz 
verzeichnet „die Jahre 1895“ als Beginn des Einsatzes von Fernsprechanlagen bei der Berg¬ 
werksdirektion (ebd., S. 17), zutreffend ist der Zeitraum zehn Jahre zuvor. 
35 SBK 1901, S. 77. 
36 BMF 1900, S. 469; ebf. Hasslacher (1912), S. 63; eine weitere Wasserkraft zur Stromerzeu¬ 
gung nutzte die Grubenverwaltung am Hafen in Malstatt, Schlegel (1906), S. 463ff. 
37 BMF 1900, S. 469; zur allgemeinen Entwicklung vgl. Matthie/Rehm (1965), S. 24f. 
38 BMF 1900, S. 469. 
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