düng139. Die Verschiedenart der aufgezeigten Netzspannungen war zwar hinderlich
auf dem Wege zu einer Einigung in der Elektrizitätswirtschaft des Saarlandes, stellte
aber letztlich das kleinere Problem dar gegenüber den genannten organisatorischen
Schwierigkeiten und denjenigen, die sich in den 50er Jahren auf dem Gebiet fehlender
Kraftwerkskapazitäten ergaben.
b) Rückstand in der Stromerzeugung: Die Verhinderung des Kraftwerkes Ensdorf
an der Saar
Im Jahre 1949 stellte die Régie des Mines in einer Sitzung im Paris zusammen mit der
EdF und in Anwesenheit eines Vertreters des Hohen Kommissars für das Saarland
einen Ausbauplan der saarländischen Grubenkraftwerke und der öffentlichen Versor¬
gung für die kommenden 10 Jahre auf140. Die saarländischen Energieversorgungsun¬
ternehmen waren bis zu diesem Zeitpunkt auf Vermutungen über die französischen
Absichten angewiesen und wurden hier zum ersten Mal konkret über die Zukunftspla¬
nung der Régie des Mines informiert141. Diesen Berechnungen zufolge sollte sich der
höchste Bedarf (jeweils Winter) von 1948/49 mit einer Leistung von 28 MW über 146
MW 1949/50 und 151 MW 1950/51 auf 173 MW 1958/59 steigern. Die gegenüber der
bestehenden Leistung von 93 MW im Jahre 1949 fehlende Kapazität sollte nach dem
Plan der Régie durch den Bau des Kraftwerkes Hangard (St. Barbara) und Erweiterun¬
gen der Kraftwerke Weiher und Fenne abgedeckt werden. Im Vordergrund der geplan¬
ten Erweiterungen stand für die Régie offensichtlich an erster Stelle die Elektrifizie¬
rung des Grubenbetriebes zur Steigerung der Förderleistung142, ein Vorhaben, das in
überzeugender Weise in den 50er Jahren durchgeführt werden konnte. Wie in früheren
Jahrzehnten sollte die öffentliche Elektrizitätsversorgung an der Saar aber nur sekun¬
där am Ausbau der Grubenkraftwerke teilhaben (vgl. Abb. 14, Tab. 63).
Bereits damals betrachteten die VSE und später auch das Wirtschaftsministerium die
Berechnungen der Régie des Mines wie die Schlußfolgerungen hieraus für eine gesicher¬
te Versorgung des Saarlandes als unzureichend143 und plädierten für den zusätzlichen
Bau eines Kraftwerkes der öffentlichen Versorgungsunternehmen neben den Kraft¬
werken Wehrden, Mettlach und Homburg. Die VSE argumentierte — nach ihren nega-
139 RWE-AHV, Buderath (1982), Band II, S. 414f. Die politische Sonderentwicklung des
Saarlandes führte wie in den zwanziger Jahren auch nach dem Zweiten Weltkrieg dazu, daß
das Land erst spät in das internationale Verbundnetz integriert wurde.
140 LA Sbr. MW 611, 19.07.1949.
141 VSE-AHV, Aufsichtsratssitzung v. 23.3.1949.
142 Vgl. LA Sbr. StK 634,10.11.1949; der Elektrifizierungsgrad im Saarbergbau (ohne Wasser¬
haltung, Blindschachthäspel und Lokomotivförderung) stieg seit 1947 von 15% über 45%
im Jahr 1955 auf 73% im Jahr 1961; vgl. D ol i s (1953), S. 58f.; Hochstrate (1963), S.
203ff.; Rey (1957), S. 97ff.; Die Mechanisierung und Elektrifizierung der Strebe bei den
Saarbergwerken, in: Schacht und Heim 2 (1956), H. 3, S. 2; Horst mann (1960), S. 17ff.;
Hopp (1957), S. 117ff.; Hell (1957), H. 9 S. 5ff.; Die elektrischen Großschrämmaschinen
(1953), S. 39ff.; Elektrizität = Sicherheit (1952), S. 17ff.
143 Die geplante Erweiterung der Kapazitäten sollte neben der öffentlichen Versorgung auch
die vorgesehene Elektrifizierung des gesamten Grubenbetriebes sowie einen Stromüber¬
schuß für den Export abdecken (vgl. LA Sbr. StK 634, 10.01.1949).
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