Nach zweijähriger Betriebserfahrung waren keine Beanstandungen zu vermerken und
ein Vergleich der auf äußerste Sparsamkeit mit ihren Etatmitteln ausgerichteten Berg¬
werksinspektion ergab, daß die durch die elektrische Beleuchtung erzielten Einsparun¬
gen sehr bedeutend waren, abgesehen davon, daß die Effizienz der Petroleumbeleuch¬
tung „nur eine sehr kümmerliche war“22, obwohl 34 Petroleumlampen durch die
zwei elektrischen Leuchtkörper ersetzt worden waren. Ein Vergleich mit der Gasbe¬
leuchtung stellte die deutliche Überlegenheit des elektrischen Lichtes heraus: Um die¬
selbe Lichtintensität zu erreichen, wären mindestens 60 Gasflammen erforderlich ge¬
wesen. Diese hätten einschließlich Zinsen und Amortisation pro Betriebsstunde 1,62
Mark erfordert gegenüber 1,70 Mark der Petroleumbeleuchtung und 1,29 Mark für die
beiden elektrischen Lampen. Als letzter Vorteil des elektrischen Lichtes wurde schlie߬
lich noch die Unabhängigkeit gegenüber den Witterungsverhältnissen hervorgehoben;
weder konnten die Lampen durch Sturm oder Regen ausgelöscht, noch durch Zufrie¬
ren der Leitung außer Betrieb gesetzt werden.
Über Tage wurde die Anwendung der elektrischen Bogenlampen zu einem vollen Er¬
folg. Unter Tage dagegen verhielt sich die Bergwerksdirektion zurückhaltend, obwohl
sich das elektrische Licht gerade für die Beleuchtung schlagwetterführender Gruben
anbot. Eine Untersuchung der französischen Schlagwetter-Kommission aus dem Jahre
1880 schränkte die Anwendung unter Tage vor allem wegen der starken Helligkeit der
überwiegend verwendeten Bogenlampen ein, die durch ihre Blendung eher hinderlich
wirkten. Ferner war eine ausreichende Mobilität, etwa zum Ausleuchten von Ecken
und Winkeln, nicht gegeben, und schließlich erschien den Bergleuten die große Abhän¬
gigkeit von den Apparaten und Leitungsdrähten unvereinbar mit den Erfordernissen
des Betriebes23. Diese Vorbehalte gegen die Verwendung elektrischen Lichtes unter
Tage sollten noch geraume Zeit bestehenbleiben, ehe technische Verbesserungen und
Neuentwicklungen auch hier ihren Einsatz finden konnten.
Die elektrische Lichttechnik schritt über Tage dagegen rasch voran. 1881 wurden die
Tagesanlagen der Eisenbahnschächte von Grube Kronprinz bei Ensdorf (zur Lage der
einzelnen Gruben vgl. Karte 2) elektrisch beleuchtet, eine separat angetriebene Dyna¬
momaschine lieferte Gleichstrom von 65 Volt24. Weitere sechs kleinere Generatoren
derselben Stromart und Spannung folgten bis 1890, z.B. zur Beleuchtung der Hauptan¬
lage auf Grube Maybach östlich von Quierschied25. Bis zur Jahrhundertwende wur¬
den 30 weitere Dynamomaschinen allein zu Beleuchtungszwecken aufgestellt: Bei¬
spielsweise 1893 auf Grube Göttelborn26, 1894 für die Kohlenwäsche von Grube
Mellin27, 1895 auf Grube Kreuzgräben, 1896/97 auf Camphausen28, 1897/98 erhielt
22 Ebd., S. 238.
23 Ebd., S. 361. Auch in Großbritannien stellte man Versuche mit der Anwendung elektrischen
Lichtes unter Tage an, konnte sich aber ebenfalls noch nicht zu einer allgemeinen Einfüh¬
rung entschließen, vgl. BMF 1881, S. 194.
24 BMF 1900, S. 469; vgl. auch Frosch (1980), S. 17.
25 Vgl. BMF 1900, S. 469; LA Sbr. 564/139, S. 29f.
26 LA Sbr. 564/143, S. 20f.
27 Reitz (1975), S. 15.
28 LA Sbr. 564/146, S. 48; Kreuzgräben ebd., S. 154.
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