zität zuständig sein sollten. Letztere sollten nach Möglichkeit die Grenze eines Gaues
— von der Größe her — nicht überschreiten24. Diesen Planungen widersetzten sich
bald die damaligen großen Energieversorgungsunternehmen wie RWE oder Preußen¬
elektra, da sie um den Verlust ihres eingespielten Verbundsystemes fürchteten25.
Vor diesem Hintergrund sind die Bemühungen um eine einheitliche Elektrizitätsver¬
sorgung für das Saarland und die Pfalz zu sehen, die durch die Entwicklung der ersten
Kriegsjahre eine erhebliche Intensivierung erfuhren. Ausschlaggebend war hier eben¬
falls das politische Ziel, im Rahmen einer Länderneuordnung des Deutschen Reiches
ein dem entsprechenden Parteigau deckungsgleiches neues Reichsland zu schaffen. Der
erfolgreiche Westfeldzug der deutschen Truppen und die Annektion von Elsaß und
Lothringen brachten die willkommene Gelegenheit, dem neuen Reichsland auch noch
das bisherige Departement de la Moselle hinzuzuschlagen. Als neuer Name wurde der
Begriff „Westmark“ gewählt, der einer das Sonderbewußtsein stärkenden Grenzideo¬
logie entsprang, und mit dem bereits ab 03.12.1940 der Parteigau bezeichnet wurde.
Am 11.03.1941 erfolgte die Änderung der Behördenbezeichnung „Der Reichskommis¬
sar für die Saarpfalz“ unter Hinzufügung von Lothringen in „Der Reichsstatthalter in
der Westmark und Chef der Zivilverwaltung in Lothringen“26. Leiter von Parteigau
und Reichsstatthalter dieser fast unaussprechlichen Behörde war, abgesehen von einer
zweijährigen Abwesenheit als „Reichskommissar für die Wiedereingliederung Öster¬
reichs in das Deutsche Reich“, der Pfälzer Josef Bürckel27.
Lothringen wurde als Verwaltungseinheit in den Grenzen von 1871 wieder hergestellt.
Es wurde sofort mit dem Aufbau einer deutschen Verwaltung begonnen, die unter
Bürckels Herrschaft in der Westmark die Formen einer Satrapie annahm28. Sitz des
Reichsstatthalters Bürckel wurde Saarbrücken, das seine Frontstadtrolle vorerst aufge¬
ben konnte. Mit der Unterstellung Lothringens unter deutsche Verwaltung war auch
die Frage der Elektrizitätsversorgung verbunden, die bis zum Krieg von der SALEC
(Straßburg), von den in städtischer Regie geführten EW Metz und Thionville und vom
privaten EW Jouy-aux-Arches (Gaudach) durchgeführt worden war. Bereits ab Juli
1940 wurde das Pfalzwerke-Vorstandsmitghed Hergt, der als Stabsoffizier beim
Armeeoberkommando I den Westfeldzug mitmachte, von der Heeresleitung mit der
Wiederingangsetzung der Energieversorgungsanlagen betraut29 30. Ab Frühherbst 1940
war das Gebiet Bürckel unterstellt, der die gesamte Energieversorgung des neuen Gaues
Westmark vereinigen wollte und sich zu diesem Zweck der Pfalzwerke bediente. Er
erteilte am 19.03.1941 den Auftrag an das Unternehmen, die Anlagen der SALEC, die
inzwischen Elsaß-Lothringische Kraftversorgung (ELK) hieß, zu kaufen50. Die Pfalz¬
24 Ebd. R 43 11/346, p. 126ff., 155ff.; R 43 II/378a, p. 117ff.; R 43 11/344, 345, passim; R
113/1706, Plan v. 07.09.1940; R 113/2074, Juni 1942.
25 Vgl. EW 40 (1941), S. 53; BA R 43 11/377, p. 17ff.
26 Rödel (1984), S. 288, 305f.; speziell zu Lothringen vgl. Wolfanger (1977).
27 Wolfanger (1977), S. 16ff.; Herrmann (1968), S. 103f.
28 Rödel (1984), S. 307.
29 VSE-AHV, Aufsichtsratssitzung v. 15.11.1945, LA Speyer, T21 -Nr. 153. Auch die Gasver¬
sorgung Lothringens wurde teilweise von reichsdeutschen Unternehmen übernommen; be¬
sonders die Saar-Ferngas AG konnte ihre räumliche Nähe nutzen (vgl. BA R 4/23, p. 54ff.,
69).
30 LÄ Speyer, H 3 Nr. 10655, fol. 496f.: Niederschrift über den Aufsichtsratsbeschluß vom
09.04.1941. Parallel zu den Vorgängen in Lothringen übernahm im Elsaß die Badenwerk
AG, Karlsruhe, die Anlagen der SALEC.
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