und geräumten Städten und Dörfern wurden weniger durch direkte Kriegseinwirkun¬
gen, sondern durch Plünderungen der eigenen Truppen und den überdurchschnittlich
harten Winter 1939/40 verursacht10. Zu Anfang des Jahres 1940 kam zunächst der Be¬
trieb in Völklingen bei Röchling wieder teilweise in Gang. Im Mai folgte die Burbacher
Hütte, im Juni die Haiberger- und die Dillinger Hütte11. Wie auf der Haibergerhütte
erfolgten überall zuerst Maßnahmen zur Erzeugung von Kraftstrom für den Betrieb
von Maschinen und von Lichtstrom zur Beleuchtung der Anlagen. Das außerhalb der
Westwallzone und damit von der Räumung nicht betroffene Neunkircher Eisenwerk
übernahm ab 21.09.1939 die Belieferung der Stadt Neunkirchen mit elektrischer Ener¬
gie, da die Zuleitung zwischen Stadtwerken und VSE zerstört war. Über einen Notan¬
schluß versorgte das Werk auch Teile der Saargruben AG, deren Kraftwerk Luisenthal
am 13.09.1939 durch feindlichen Beschuß ausgefallen war12.
Nach Abschluß des Polenfeldzuges trat am 14.06.1940 die Erste Armee zum Frontalan¬
griff auf die Maginotlinie an, nachdem die deutschen Angriffskeile Châlons-sur-Marne
erreicht hatten und die ersten deutschen Truppen in Paris einmarschiert waren. Die
Kampfhandlungen waren im Saarland nicht unmittelbar zu spüren, so daß ab 20. Juli
1940, als die Maginotlinie südlich von Saarbrücken durchbrochen war, die langsame
Wiederbesiedlung des geräumten Gebietes begonnen werden konnte. Als erste Klein¬
unternehmen durften Reparatur-, Handels- und Versorgungsbetriebe sowie Landwirte
wieder zurückkehren, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen und die Städte und
Gemeinden für die nachfolgende Bevölkerung vorzubereiten13. Mancher Betrieb, der
in der Zeit der Räumung eine Zweigstelle im Innern des Reiches errichtet hatte, führte
diese aber auch nach 1940 weiter. Maßnahmen zur Einschränkung des Stromver¬
brauches14 kollidierten in städtischen, vor allem aber in ländlichen Gebieten mit einer
von der Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsversorgung, dem Elektrohandwerk und dem
Reichsnährstand bereits vor dem Krieg in allen Teilen Deutschlands begonnenen
„Elektromotorenaktion“. Diese wurde auf Grund ihrer angestrebten Arbeitskräfte¬
ersparnis zunächst fortgeführt. Der Reichslastverteiler in Berlin beschränkte die
stromverbrauchssenkenden Maßnahmen anfangs nur auf Fälle, wo eine spürbare Netz¬
entlastung erwartet werden konnte. Haushalts- und Landwirtschaftsstromkonsum
blieben wegen ihrer im Vergleich zum Industrieverbrauch niedrigen Höhe vorerst aus¬
gespart15.
Ab 01.07.1940 arbeitete die Hauptverwaltung der VSE wieder in Saarbrücken, und
auch das Hauptlager in Saarlouis konnte erneut bezogen werden. Bis zur endgültigen
Wiederbesiedlung des betroffenen Versorgungsgebietes sollte jedoch noch einige Zeit
vergehen. Fehlten zu Anfang des Geschäftsjahres 1940 der VSE noch 20.000 Konsu-
10 Kloevekorn (1956), S. 88; Lagebericht des OLG-Präsidenten in Zweibrücken v.
04.03.1940, in: Oldenhage (1979), S. 303ff. Saarstahl Völklingen-Werksarchiv, Best. Bur¬
bacher Hütte, unsigniert.
11 Lageberichte des OLG-Präsidenten v. 08.01., 29.05.1940, in: Oldenhage (1979);
Kloevekorn (1956), S. 88; 300 Jahre Dillinger Hüttenwerke (1985), S. 66.
12 Vgl. BA R 12 11/359, Neunkirchen v. 02.10.1939 u. 11.01.1941.
13 Lageberichte des OLG-Präsidenten v. 15.07., 01.08.1940, in: Oldenhage (1979); Keuth
(1963/64), S. 138f.
14 Verordnung zur Sicherstellung der Elektrizitätsversorgung v. 03.09.1939, RGBl I, S. 1603.
15 BA R 4/6, p. lOf.
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