Wenn die Bergleute nicht selbst, etwa durch Erbschaft, über geeignete Bauplätze ver¬
fügten, wurden ihnen diese von der Grubenverwaltung zu angemessenem Preis verkauft
unter Bedingungen, die 1856 näher festgelegt wurden; gleichzeitig erhöhte man die Prä¬
mien und Darlehen: jeder Bau willige erhielt einen Bauplatz von ca. 640 qm zum Preise von
25 Talern und einen Bauvorschuß bis zu 300 Talern. Erst nach der Fertigstellung des
Hauses war die Bauprämie fällig, die nun, je nach der Größe des Hauses, 120 - 150 Taler
betragen konnte. Es blieb bei der Sicherung des Darlehens durch eine Erste Hypothek auf
Haus und Grundstück, doch von einer Bürgschaftsleistung konnte abgesehen werden,
wenn der Antragstelle als fleißig und ordentlich bekannt war.
Jeder Verkauf des Bauplatzes oder des Hauses vor Tilgung des Darlehens unterlag der Ge¬
nehmigung des Bergamtes, der Bauplatz nebst Zubehör fiel in diesem Falle der Knapp¬
schaftskasse zu. Die Häuser mußten in Stein und Mörtel gebaut werden, und der Bauende
hatte sich nach einem Ansiedlungsplan zu richten. Schließlich hatte der Antragsteller den
Nachweis guter Führung zu erbringen, er mußte gedient haben, Familienvater und nicht
älter als 40 Jahre sowie guter Gesundheit sein. Die Wahl der Bauplätze stand den Bewer¬
bern zwar frei, doch mußten sie in einem von der Grubenverwaltung genau bezeichneten
Baubezirk liegen. Bei der Eingemeindung der so entstehenden Bergmannskolonien in die
angrenzenden Kommunen gab es anfangs aus sozialen und fiskalischen Gründen erheb¬
liche Widerstände bei den betroffenen Gemeinden, die aber im Laufe der Zeit über¬
wunden werden konnten. In der Kolonie Seitersgräben wmrden 1856: 6 Prämienhäuser
gebaut,49 im Jahre darauf waren es 23, für welche Bauprämien in Höhe von insgesamt
3355 Talern gezahlt und Darlehen in Höhe von 8405 Talern gewährt wurden,50 das
waren 145 Taler Prämie und 365 Taler Vorschuß im Durchschnitt für jedes Haus. Im
Jahre 1858 wurden an 17 Bergleute Prämien von insgesamt 2835 Talern gezahlt oder
rund 165 Taler in jedem Einzelfall,51 im Jahre 1859: 4905 Taler an 26 Bergleute oder rund
190 Taler an jeden Bauw'illigen.52
ln der Zeit von 1842 - 1859 waren in Sulzbach - Altenwald insgesamt 155 Bergmanns¬
häuser gebaut worden, davon immerhin 100 auf eigenem Grund und Boden in den beiden
Ortschaften selbst, die übrigen in der Kolonie Seitersgräben,53 die am Ende des Jahres
1860 auf 65 Häuser angewachsen war mit 780 Bewohnern, darunter 156 Bergleute.54 Das
heißt aber, daß in einem Bergmannshaus mit in der Regel einer Küche und 4 Wohn-
räumen, die eine Wohnfläche von insgesamt ca. 80 qm aufwiesen, 12 Menschen wohnten:
neben der Bergmannsfamilie noch die erwähnten Einlogierer. Im Lichte des dem heutigen
Betrachter geläufigen und gewohnten Wohnkomforts unserer Wohlstandsgesellschaft
nehmen sich solche Wohnverhältnisse natürlich dürftig aus, aber gemessen an dem da¬
mals Üblichen, gewinnt das Ganze ein völlig anderes Aussehen.
49 H.-G. Reitz, a.a.O., S. 28.
50 LAS, Best. 564, Nr. 406, p. 15.
51 ebenda, p. 177ff.
52 ebenda, p. 385.
53 ebenda, p. 282.
54 LAS, Best. 564, Nr. 141, p. 95.
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