Aber auch lediglich als Schlafstelle erfreuten sich die Schlafhäuser wegen der dort herr¬
schenden, strengen Disziplin nicht gerade besonderer Beliebtheit, sodaß das Privatquar¬
tier auch dann bevorzugt wurde, wfenn man sich mit 4 Personen einen Raum zu teilen ge¬
nötigt war. Aber diese Möglichkeiten waren, wie schon erwähnt, so begrenzt, daß die
Schlafhäuser, jedenfalls in den hier zu betrachtenden Jahren, meistens voll ausgelastet
waren. Die Übernachtungsgebühr wurde übrigens 1861 auf 6 Pf pro Nacht oder 15 Sgr
pro Monat heraufgesetzt.44
Die Errichtung von Schlafhäusern löste indessen das Arbeitskräfteproblem insofern nicht,
als sie nur zur Unterbringung von solchen Bergleuten zu dienen vermochten, die als Wo¬
chenendpendler ihre Heimatorte noch in vertretbaren Zeiten zu erreichen in der Lage
waren. Für den Zuzug von Arbeitskräften aus entfernteren Gegenden mußten daher Mög¬
lichkeiten zu einer dauerhaften Niederlassung geschaffen werden, zudem bildeten die
Schlafhäuser und deren Bewohner ein Element der betrieblichen wie sozialen Instabilität,
die nur zu überwinden war dadurch, daß man die Bergleute am Arbeitsort ansässig
machte. Diesem Ziel diente die von dem ersten Bergamtsdirektor, Leopold Sello,45 mit
seiner berühmten Denkschrift vom 26. November 1841 inaugurierte, in der Geschichte
des deutschen Bergbaues einmalige Ansiedlungspolitik.
b) das Ansiedlungswesen
Das sowohl für den Betrieb der Saargruben als auch für die Sozialstruktur der Gemeinden
des Saarreviers so wichtige Ansiedlungswesen, das übrigens in der einschlägigen Lite¬
ratur46 stets mehr oder weniger ausführlich berücksichtigt wird, kann hier natürlich nur
soweit behandelt werden, wie es im Rahmen einer solchen Grubengeschichte möglich und
zum Verständnis nötig ist.
Die durch Ministerialreskript vom 24. Januar 184247 genehmigten Vorschläge Sellos
sahen folgendes vor: jeder Bergmann, der ein Haus bauen wollte, erhielt aus staatlichen
Mitteln eine Prämie von 25 - 40 Talern und aus der Knappschaftskasse ein mit 4 % zu
verzinsendes Darlehen, das mit 1-2 Talern monatlich per Lohnabzug zu tilgen und hy-
’ pothekarisch zu sichern war; außerdem hatte der Bergmann einen Bürgen zu stellen.
Es ist den Akten nicht zu entnehmen, warum in Sulzbach - Altenwald die Bautätigkeit re¬
lativ spät, nämlich erst Anfang der 50er Jahre begann. Vermutlich fehlte es eher an Bau¬
plätzen als an Bauwilligen, denn nachdem die Grube im Distrikt Seitersgräben 40 Morgen
Forstgelände erworben hatte, begann auch in Sulzbach, wie vorher schon auf anderen
Gruben, eine rege Bautätigkeit: im Jahre 1854 wurden aus der Grubenkasse 210 Taler an
Bauprämien gezahlt,48 was auf den Bau von 8-10 Häusern schließen läßt.
44 ebenda.
45 Leopold Sello (1785 - 1874), seit 1811 Leiter des Galmei-Bergbaues und Hüttenwesens in Tarno-
witz (Oberschlesien), 1814 zugleich Mitglied des oberschlesischen Bergamtes, 1816 Direktor des
Saarbrücker Bergamtes bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1857.
46 Natürlich schon bei A. H a ß 1 a c h e r, zuletzt sehr ausführlich bei Hans-Günter R e i t z: Sulzbach.
Sozialgeographische Struktur einer ehemaligen Bergbaustadt im Saarland, Saarbrücken 1975, S.
26 ff.
47 LAS, Best. 563/3, Nr. 39, p. 71.
48 LAS, Best. 564, Nr. 141, p. 81.
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