Full text: Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters

riolum ...ad honorem Beati Mauricii417'. In den Landen an Mosel und oberer Maas 
war der Mauritiuskult im 7. Jahrhundert wohl etabliert418. Nichts hindert uns an¬ 
zunehmen, daß auch Grimo diesen berühmten Heiligen seiner Gründung zum Pa¬ 
tron gab419. 
Kein Vertrauen jedoch verdient die Nachricht der Tholeyer Abtslisten, daß der 
Diakon der Kirche von Verdun auch Leiter der von ihm gegründeten Klerikerge¬ 
meinschaft geworden sei. Für den Diakon waren St. Mauritius in Tholey und St. 
Agatha in Longuyon, St. Peter in Temmels, Armenspitale an verschiedenen Orten 
und ein Haus in Trier nur Steine in einem größeren Spiel. Hätte es im Tholey des 
9./10. Jahrhunderts auch nur den Schatten einer Nachricht über eine Abtschaft 
Grimos gegeben, Berthar und die den Werdegang des Paulusschülers ausschmük- 
kende , Vita S. Pauli‘ hätten nicht darüber geschwiegen. So bleibt der erste Abt der 
neuentstandenen Klerikergemeinschaft ein Mann, über den wir nichts weiter wis¬ 
sen, als daß er einen romanischen Namen trug. 
4. Leo420 (nach 634-?): 
Es sei immerhin darauf verwiesen, daß zur selben Zeit (vor der Mitte des 7. Jahr¬ 
hunderts) ein Leo vir sanctissimus als Abt in einem suburbanen Kloster der austra- 
sischen civitas Troyes wirkt421. Ihm folgt der ebenso unbekannte 
5. *Chrothmerus422: 
Sein Name ist in der fränkischen Führungsschicht zwischen 651 und 691 nicht un- 
421 
vertraut . 
417 Vita S. Bercharii abb. Dervensis, c. 15, ed. Mabillon, AA SS Ord. S. Ben. saec. II 840. 
418 Für Tholey ist auch nach der Gründungszeit mit Beziehungen nach Burgund zu rechnen. 
So besaß man Reliquien des hl. Desiderius von Vienne unadie eines sancti Ewaldi episco¬ 
pi, die sich auf Bischof Eoaldus von Vienne (Anf. 8. Jh.), den Erbauer der Mauritius-Kir¬ 
che zu Vienne, beziehen müssen. VgL Levison, Geschichte 74 f. 
419 Das hochmittelalterliche Siegel von Tholey zeigt, daß die Abtei später auch den militäri¬ 
schen Kult des Heiligen rezipiert hat. Es bildet einen Reiter mit Lanze ab und trägt die 
Umschrift SANTVS M[AVRITI] VS DVX. Vgl. Ewald, Rhein. Siegel IV, 2, Taf. 25 Nr. 
8. 
420 Vgl. o. S. 47 Nr. 4. Leo kommt als Name in der gallisch-romanischen Oberschicht 
der Spätantike und frühen Merowingerzeit häufiger vor. Ein Leo vir spectabilis aus Nar- 
bonne lebte am Hofe des westgotischen Königs Eurich (466-484). Leo, Sohn des Aspa- 
sius und Bruder des patricius Jovinus, war 565 mit Venantius Fortunatus am austrasi- 
schen Hof in Metz. Vgl. Stroheker, Adel 187 Nr. 213. 188 Nr. 213. Aus dem 6./7. Jh. 
fand sich der Grabstein eines Leo in St. Gereon zu Köln, angesichts der Bedeutung dieser 
Kirche sicherlich eine herausgehobene Persönlichkeit. Vgl. Steuer, Franken 97. Auch ein 
Bischof von Sens trägt um 540 diesen Namen (MG Epp. Mer. 437 f.). 
421 Vita Frodoberti abb. Cellensis, MG SS rer. Mer. V. 79. 
422 Vgl. o. S. 47 Nr. 5. 
423 Venantius Fortunatus kennt in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. einen -rHrodomeres (hs. 
Prodomeres, eine unmögliche Namensform). Ein sacebaro Chrodmarus ist 641 im pagus 
von Therouanne tätig (Ebling, Prosopographie 119 Nr. CXXXIII). Ein fränkischer 
Grundherr mit Namen Chroaomarus tritt 691 auf (Pardessus, Dipl. II Nr. 421). 
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