sich die Herkunftsangabe anderweitig stützen. So ließ sich bereits auf Abt Bern¬
hard hinweisen776, dessen Einsetzung in Tholey durch Bischof Berengar nur als
Akt der Reform gedeutet werden kann. Ihn trafen wir auch in der engeren Umge¬
bung des Bischofs Wigfrid. Er spielte eine bedeutende Rolle in den Präliminarien
zur Gründung von St. Paul, als er bei einem Aufenthalt in Verdun dem Autor der
Pauluslegende seine Erklärung für die Translation von Paulusreliquien in das
saarländische Kloster lieferte777. Für enge Beziehungen zwischen Tholey und St.
Paul spricht die warme Anteilnahme der zeitgenössischen in St. Paul entstandenen
, Vita S. Pauli' an Tholey und seinen Traditionen, die Rolle, die sie dem fernen Klo¬
ster in der Geschichte des Bischofs Paulus zugesteht, schließlich die offensichtliche
Herkunft einiger Legendenzüge aus Tholey778. Die Verbrüderung, die zwischen
beiden Konventen 1238 vertraglich erneuert wird, muß sehr alte Wurzeln besessen
haben. Sie wird im Vertrag als illa antiqua ac animarum saluti proficua, que inter
nos et vos multis ac iustis de causis quondam famihantatis mutue societas specialis
bezeichnet779 780. Diese besondere Gemeinschaft beider Konvente läßt sich im Rah¬
men der Tholeyer und St. Pauler Geschichte am besten aus der Konstellation am
Ende des 10. Jahrhunderts erklären. Sie könnte Resultat einer besonderen Hilfe¬
stellung Tholeys für die Gründung des Bischofs Wigfrid gewesen sein. Auch das
Nekrolog von St. Paul erwähnt sie zum 11. März als Commemoratio fratrum de-
functorum Theologie, pro quibus debemus servitium7S0. Ausdruck eines speziellen,
ja patenschaftlichen Verhältnisses wird es auch sein, wenn Abt Rudolf von Tholey
1136 den Akt der Neubesetzung der Abtei St. Paul durch Prämonstratensermön-
che an führender Stelle unterzeichnet781. Damit hat der Repräsentant eines an der
ersten benediktinischen Gründung beteiligten Klosters die zweite Gründung nach
dem Verfall der Benediktinerabtei gebilligt782.
Die eigentliche Stütze für die Angaben der lothringischen und Verduner Historio¬
graphen zur Herkunft des ersten Abtes von St. Paul liefert jedoch eine Urkunde
des Bischofs Bernger von Verdun von 947, in der die Zeugenreihe Bücher in enger
776 Vgl. o. S. 152 ff.
777 Vgl. o. S. 73 f.
778 Vgl. o. S. 69. 83. 91.
779 Lager, Tholey 585 (nach Cod. Trier 1349/91, F. 176v). Die Verbrüderung wurde 1259 unter
Abt Heinrich I. erneuert (vgl. u. S. 183).
780 Brouette, Obituaire St. Paul 97. Dagegen ist es nicht erstaunlich, daß das 1269/70 entstande¬
ne Nekrologium keine Mönche und Äbte aus Tholey enthält. Es verzeichnet aus der Früh¬
zeit des Klosters nur einige, wohl aus anderen Verduner Quellen entnommene Namen von
Bischöfen der Maasstadt, nicht einmal die eigenen Äbte des Benediktinerklosters.
781 Vgl. u. S. 177 f.
782 Aus der Zeit der intensiven Beziehungen zwischen Verdun und Tholey am Ende des 10. Jhs.
könnte auch ein in der Tholeyer Bibliothek vormals existenter Kommentar des Abtes Sma¬
ragd von St. Mihiel zur Benediktinerregel stammen. Jedoch ist auch an den späteren Abt Wil¬
helm aus St. Mihiel (vgl. u. S. 188) zu denken. Vgl. Herrmann, Klosterbibliotheken 25. Wei¬
tere Handschriften des 10. Jhs. aus Tholey sind Cod. Trier Stadtbibi. 1096/60 (Orosius, Hi-
storia adversum paganos) und Cod. London Brit. Mus. Add. 29 276, F. 163-167 (Fragmente
aus dem Korintherbrief und der Apokalypse). Vgl. ebd. 28.
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