ebenfalls672 673. An seinen Stiftungen richtete er Schulen ein: pueros, inter quos ego
Bertanus unus fui, in humanis et in divinis libris per se et per alios cum summa carita¬
te instruxit.
Berthar, sein Schüler, nennt ihn den sanctissimus pater noster und sagt von ihm: in¬
tentio et studium sanctissimum fuit. Eine andere Verduner Quelle nennt ihn eben¬
falls sanctusb7}, und das Memoriale seines Neffen und Nachfolgers Dado spricht
sich in hymnischen Worten de felicibus actibus dieses inclitus pastor aus, denn in
ecclesiasticis disciplinis ultra quam credi vel fieri possit ferventissimus extitit, et epis¬
copale ministerium et religiosam vitam admodum diligens, quam plurima isti eccle¬
siae contulit, quae nunc zelo ejus aeternaliter testimonium perhibent674.
Die Zeitgenossen haben ihn als eine Ausnahmepersönlichkeit gesehen675. Ihm ist
aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Reform der Tholeyer Klerikergemeinschaft
zuzuschreiben, die bald zur Umwandlung in ein Benediktinerkloster führte676.
Berhards Schüler Berthar hielt einige Jahrzehnte später den benediktinischen Sta¬
tus der Tholeyer Gemeinschaft für den seit eh und je etablierten677. Daß Berthar
die Reform Tholeys nicht erwähnt, braucht nicht zu irritieren; er konzentrierte
sich in seinem Werk stark auf die Geschichte der Bischofskirche, verschwieg sogar
die Reform seiner eigenen Gemeinschaft, des Stiftes St. Vanne. Ferner dürften
die Reliquien des hl. Vitonus, die wir später in Tholey finden, auf Berhard zurück¬
gehen678, der damit wohl ein geistliches Band zwischen dem Verduner Patron der
civitas und Tholey knüpfen wollte, vielleicht als er am Ende seines Lebens ge¬
zwungen war, die Stadt an der Maas zu verlassen und sich nach Tholey zurückzu¬
ziehen.
Vielleicht gehört in diese Zeit auch ein sonst enigmatischer heiliger Mönch Theo-
bert (t 11. II.), der in Tholey rege über Jahrhunderte hinweg verehrt wurde, des¬
sen Reliquien man auch im Kloster zeigte679, der bereits im frühen elften Jahrhun¬
672 So muß wohl Berthars unmittelbar nach der Notiz über die Reform des Domklerus stehen¬
der Satz ... et villaris presbiteris viam iusticiae viriliter ostendit verstanden werden.
673 So die im 13. Jh. unter Benutzung Verduner Quellen entstandene Chronik des Alberich von
Trois-Fontaines (MG SS XXIII741): Apud Virdunum sanctus Berchaldus fit episcopus per an-
nos decem.
674 Memoriale Dadonis, ed. Roussel, Histoire Verdun, Anhang Nr. 1.
675 Wahrscheinlich ist Bischof Berhard auch ehrenhalber der Liste des Konvents der Abtei St.
Mihiel im Reichenauer Verbrüderungsbuch (MG Confrat. II 297) vorausgestellt worden.
Dort findet sich an der Spitze noch vor Chunibret abb(as) der Name Pennhardus.
676 Ein Zeugnis der Reformtätigkeit Berhards in Tholey könnte eine aus Tholey stammende
Handschrift des 9. Jahrhunderts (Cod. Trier Stadtbibf. 170/36) mit Briefen des Mönchs- und
Reformpapstes Gregor des Großen sein. Vgl. Herrmann, Klosterbibliotheken 28.
677 Vgl. o. S. 90 f.
678 Die Tholeyer Reliquien des hl. Vitonus (vgl. o. S. 93) halten in der chronologischen Ord¬
nung des ersten Reliquienschreins des Klosters die dritte Stelle nach Paulus (Ende 8. Jh.) und
den Bischöfen Maurus, Salvinus, Arator (unter Bischof Hatto).
679 Vgl. K. Kunze, in: Bibi. Sanctorum XII (1969) 203. Reliquien sancti Theoberti fanden sich
um 1200 im zweiten Tholeyer Schrein (Levison, Geschichte 71). Im Tholeyer Festverzeich¬
nis des 13. Jhs. wird das Fest Teoberti confessoris als Hochfest angezeigt (ebd. 73; Thiele, Fest¬
kalender 144. 146).
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