Full text: Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters (15)

der anscheinend wenig vorher noch in Lorscher Urkunden genannt wird und an¬ 
gesichts der engen Bindungen zwischen Lorsch und Gorze mit dem gleichnamigen 
comes und Vogt von Gorze (754-765) identisch sein dürfte494 495. 
Die Verbindung, die über diese frühe Adelssippe zwischen Tholey und Weißen¬ 
burg geknüpft werden kann, wird bestätigt durch die Rolle, die Personen mit den 
Namen Adalgisil und Bodegisii in der Frühgeschichte Weißenburgs neben den er¬ 
wähnten südaustrasischen Geschlechtern der Chrodoine, Gundoine und Wulfoal- 
de spielen. Alle Urkunden dieser Gruppe haben mit dem Ort Görsdorf (693/94 
uillare Gairelaigo, 695 uilla Gerleihes, 696 uille Gerleicouüare, 712 uilla Gerelaigi, 
713 Gaerlaigomlla495 bei Weißenburg zu tun, dessen Eponym einen Namen auf 
-laik trägt, welches Namenselement bei den Görsdorfer Schenkern und Zeugen 
häufig ist, auch als cognomen vom Görsdorfer Grundbesitzer Adalgis getragen 
wird. Die Unsicherheit sowohl im Grundwort des Siedlungsnamens als auch bei 
der syntaktischen Stellung des Bestimmungswortes (einmal sogar in romanischer 
Postponierung mit althochdeutschem Genetiv des Personennamens!) läßt darauf 
schließen, daß die Gründung der Siedlung nicht allzuweit, kaum mehr als eine Ge¬ 
neration vor die Erstbelege zurückreicht. Man kommt damit für das Engagement 
der hier rodenden, den Landesausbau vorantreibenden Familien in die Frühzeit 
des benachbarten Klosters Weißenburg, in die Sechziger- und Siebzigerjahre des 7. 
Jahrhunderts. 
Die erste Schenkung aus diesem Kreise kommt 693/94 von dem Mönch Hildifrid, 
Sohn des Bodegisii und Großneffe des Reginfrid, die anscheinend bei einer politi¬ 
schen Katastrophe - man denke an die Wirren vor dem Sieg Pippins des Mittleren 
in der Schlacht bei Tertry (687) — ums Leben gekommen sind496. Die Waisen - ne¬ 
ben Hildifrid mit dem cognomen Managold (?) auch seine Schwester Waldswind - 
nahm Abt Ratfrid, der Nachfolger Chrodoins (682/83) und offenbar ein Verwand¬ 
ter Hildifrids und Reginfrids, auf und übernahm für sie die Integra cura. Sie schen¬ 
ken aus dem Erbe des Bodegisii und des Reginfrid in Görsdorf und 4- Austondorph 
(Gde. Niederbetschdorf sö. Sulz) im Elsaßgau, und in Billigheim am Rohrbach im 
Speyergau, wo später eine Weißenburger Eigenkirche steht497. 
W. Metz hat darauf hingewiesen, daß im Namen der Wüstung +Büdigheim (14. 
Jh. Budinkeim) bei Billigheim das Namenselement Bod- steckt, ebenso wie im Na¬ 
men Bodegisü498. Es ist ferner bemerkenswert, daß als Schlußzeuge der Schenkung 
Hildifrids Adalgisil auftritt, daneben ein Seulaic (mit romanischem seu < segu < si- 
494 Vgl. Haubrichs, Siedlungsnamen 253 Anm. 104. Vgl. Glöckner, Codex Laureshamensis Nr. 
195. 289; Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 199. 
495 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 38. 46, 43. 186. 6. Vgl. Schlesinger, Hufe 
55 ff. 63 ff. 
496 Glöckner/Doll, Traditiones Wizenburgenses Nr. 38. Auch A. Doll vermutet ebd. eine Ver¬ 
wandtschaft der Hildifrid-Gruppe mit Adalgisil Grimo von Tholey. Vgl. ferner Metz, Un¬ 
tersuchungen 180 f. Für Reginfrid ließe sich auch an den 693 bezeugten domesticus Raganfrid 
Chlodwigs III. (t 694) denken. Vgl. Ebling, Prosopographie Nr. CCLXV. 
497 Metz, Untersuchungen 175. 
498 Metz, Untersuchungen 183. Vgl. Christmann, Siedlungsnamen 181; Kaufmann, Pfalz. Orts¬ 
namen 39. 
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