Full text: Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters

Auch die von Richard berichteten Kontextelemente der Urkunde ergeben keine 
Verdachtsmomente: Die Unterstützung durch diversae palatinorum potestates 
stimmt mit dem Gebrauch sonstiger Childerichurkunden überein, welche Große 
des Reiches wie den Hausmeier Wulfoald und verschiedene duces als Intervenien¬ 
ten aufführen461. Die Privilegierung und Ausstattung von Beaulieu stünde durch¬ 
aus im Einklang mit den sonstigen Tendenzen Childerichs und seiner Reichsregie¬ 
rung, welche die Vogesenklöster, z. B. St. Die, Senones und Etival im Osten und 
im Westen etwa Montier-en-Der unterstützte462. Auch Bischof Gisloald von Ver¬ 
dun, der bereits 634 als Archidiakon das Grimo-Testament unterzeichnet und 643/ 
47 die Nachfolge des Paulus angetreten hatte, unterstützte die Klosterpolitik Chil¬ 
derichs, wie seine Mitwirkung bei der Gründung von St. Die 669/75 beweist463. Es 
scheint also, als ob Uuaslogium das Childerich-Privileg unter Bischof Gisloald 
oder spätestens unter dessen unmittelbarem Nachfolger Gerebert, von dem wir 
keine sonstigen Daten besitzen, erhalten hat464. Dem Gerebert folgte spätestens 
688/89 Armoinus, der noch 701/02 in einer Urkunde für St. Vanne genannt 
wird465. 
Im frühen 10. Jahrhundert hat Berthar den hl. Crodingus - so nennt er ihn - in sei¬ 
ne Geschichte der Verduner Bischöfe eingeordnet466. Nach den recht umfangrei¬ 
chen Ausführungen über Bischof Paulus fährt er fort: 
Post hunc extitit Gisloaldus, Gerebertus, Armoinus, Agrebertus episcopi. Hu- 
ius tempore sanctus Crodingus Waslogium monasterium construxit et sub di- 
tione nostrae aecclesiae posuit. 
Wenn sich huius auf den letzten der aufgeführten Bischöfe bezieht und nicht eine 
nachträglich falsch zugeordnete Marginalnotiz darstellt, behauptet Berthar also, 
daß der Gründer von Beaulieu zur Zeit des Bischofs Agrebertus lebte, von dem wir 
keine sonstige Kunde besitzen, der aber als Nachfolger des Armoinus zu Beginn 
461 MG DD Mer. I Nr. 22. 28. 29. etc.; Halkin/Roland, Stablo Nr. 6. Vgl. Levison, Mero¬ 
wingerdiplome 745 ff. ; Ewig, Gallien II 474. 
462 Vgl. Büttner, Erschließung 378 ff., 381 ff., 387 ff.; Prinz, Mönchtum 180 ff.; Gauthier, 
Evangélisation 299 ff. Zur Politik Childerichs II. vgl. ferner Fischer, Ebroin 137 ff.; 
Schneider, Königswahl 157 ff. ; Bund, Thronsturz 313 ff. Sein Hausmeier Wulfoald ge¬ 
hörte zu jener südaustrasischen Adelsopposition gegen die Pippiniden, die im Kloster 
Weißenburg ein Kristallisationszentrum fand, die auch im Verdunois operierte und in 
deren verwandtschaftlichen Bindungen - wie unten genauer zu zeigen - wohl auch 
Chraudingus stand (vgl. Anm. 431). Auch Abt Bercharius von Montier-en-Der erbat 
sich von Childerich II. ein fiskales Waldgebiet zur Klostergründung. Vgl. Neiske, Kon¬ 
ventslisten 245. 
463 Vgl. Heidrich, Titulatur 221; Ewig, Gallien II 475 f. ; Ewig, Wimpfen 5 f. ; Gauthier, 
Evangélisation 299 ff. 417. 
464 So auch Levison, Geschichte 67. 
465 Bloch, Urkunden St. Vanne I 377 Nr. 1. 
466 MG SS IV 43. 
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