Full text: Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters (15)

Rahmen der Funktionen der Vita der sakralen und juristischen Absicherung der 
Besitzungen (Austresii curtis = Autrecourt-sur-Aire, Meuse, Ka. Triaucourt440; 
Riessonis viculus = Resson, Meuse, Ka. Vavincourt441; Argisivilla = Auzeville, 
Meuse, Ka. Clermont442; Bonna = + Bonne, Gde. Autrecourt, Meuse, Ka. Triau¬ 
court443) des Klosters zu dienen444, das Chraudingus - nun auf einer wirtschaftli¬ 
chen Basis - in honorem S. Salvatoris sanctique Mauricii martyris et sociorum ejus 
errichtet445. 
Es ist wieder einer der Züge, die an die Zeit Richards gemahnen, wenn er nun den 
Klostergründer nach Rom reisen läßt, um für seine Stiftung ein päpstliches Privileg 
zu erlangen, wie es zu Ausgang des 10. Jahrhunderts zum Beispiel St. Martin in 
Trier und St. Paul in Verdun erhalten hatten446. Auf dem Rückweg erwirbt der Abt 
in St. Maurice d’Agaune eine Reliquie des hl. Mauritius. 
Die Gründung in den Argonnen floriert; aus der Umgebung und aus fernen Lan¬ 
den, auch aus Irland kommen die neuen Mönche; zahlreichen Schenkungen tritt 
schließlich eine Donation des Frankenkönigs Childerich hinzu, der die villa Erme- 
440 Lienard, Dict. Meuse 10. Wie ein Beleg von 1069 Austraudi curtis (Paris B. N. lat. 9072, 
F. 3 ff., Or.) erkennen läßt, ist der SN mit dem PN Austroald gebildet. Richard von St. 
Vanne hat den Namen volksetymologisch - wohl im Anklang an Austrasia- aus *Austrei- 
court rückgebildet. 
441 Lienard, Die. Meuse 192. Der Ort (10. Jh. Reson, 11. Jh. Reson, 1220 Resson, 1402 Res- 
sonum) liegt am „ruisseau de Reson“, einem Zufluß des Ornain, und zwar im Quellbe¬ 
reich des Baches. Der SN ist also wohl vom Gewässernamen abgeleitet. Eine andere Ety¬ 
mologie bei van Schaik, Noms de lieux 350 f. 
442 Lienard, Dict. Meuse 10 f. ; Paris B. N. Lat. 8072, F. 3 ff. (Or.). Der SN lautet 1069 Al- 
geivilla, 1125 Alzeivilla, 1239 Auzeville. Für freundliche philologische Auskünfte, wel¬ 
che die Identifizierung sichern, habe ich meinem romanistischen Kollejgen M. Pfister 
(Saarbrücken) zu danken. Anzusetzen ist als Ausgangsform *Adalgisi-vilia. Ganz analog 
verlief die Entwicklung bei einem anderen Ort des Verdunois, Mogéville (Meuse, Ka. 
Étain): *Amalgisi-villa > 1060 Amolgisi villa > 1046/60 Amogesi villa > vor 1139 
Amonsgei villa. 
443 Lienara, Die. Meuse 29. Es handelt sich um den Namen einer Quelle und eines Baches 
auf der Gemarkung von Autrecourt. Da sich der Gewässername bei dem von Austresius ver¬ 
schenkten Ort findet und Bonna zudem aus der Hand von des Austresius Schwester Ba¬ 
va an Chraudingus gelangt sein soll, dürfte die Identifizierung und damit die Annahme 
einer Wüstung jedoch gerechtfertigt sein. Flurnamen (Bonne, Devant Bonne) ermögli¬ 
chen die Lokalisierung der Wüstung in der Gemarkung von Autrécourt: sie lag sw. des 
Ortes zwischen der Straße von Clermont nach Bar-le-Duc (N 398) und dem Weg von 
Èvres nach Autrécourt, etwa auf halbem Wege zwischen A. und Waly. Ich habe Frau 
Christa Jochum und Frau Martina Pitz (Saarbrücken) für Ermittlungen in den Archives 
de la Meuse (Bar-le-Duc) zu danken. 
444 Vgl. auch Bonnet, Histoire St. Rouin 2: „La biographie de saint Rouin est donc à la fois 
une exhortation à la sainteté et une sorte de condensé de cartulaire“. 
445 Wenn ich recht sehe, wird Beaulieu mit Mauritiuspatrozinium urkundlich zuerst 1021/ 
25 als Belloloco apud sanctum Moricium erwähnt (Bloch, Urk. St. Vanne I 432). Vgl. 
auch 1060 abbas S. Mauritii: Clouet, Histoire Verdun I 177. Das Schweigen der Vorzeit 
sagt bei der Vernichtung des Urkundenbestands von Beaulieu und anderer Verduner 
Kloster freilich nichts gegen die Authentizität des Patroziniums. Vgl. zu Mauritiusreli¬ 
quien in Beaulieu Urkunden von 1156/62 und 1186/1208 u. S. 103; ferner S. 108. 
446 Vgl. u. S. 155. Zu Pilgerreisen nach Rom in merowingischer Zeit vgl. Scheibeireiter, 
Bischof 234 f. ; Angenendt, Peregrinatio 72 ff. (besonders für das irofränkische Mönch¬ 
tum). 
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