zu gründenden „Institut d’Etudes françaises“ und durch die Einrichtung einiger „franzö¬
sischer“ Lehrstühle gesichert bleiben sollte. Seinen Anschluß an die bundesrepublikani¬
sche Bildungspolitik in Schulfragen bekundete das Saarland durch die Übernahme der Be¬
stimmungen des Düsseldorfer Abkommens zur Vereinheitlichung des Schulwesens, das
am 17. Februar 1955 zwischen den deutschen Bundesländern vereinbart worden war und
am 1. April 1957 in Kraft trat. Eine Sonderstellung machte es lediglich in der Sprachen¬
frage geltend, d. h. im Saarland blieb aufgrund gebotener Rücksicht auf Paris Französisch
erste Fremdsprache, während alle anderen Bundesländer sich für Englisch als erste le¬
bende Fremdsprache entschieden hatten.
Insgesamt kann die bildungspolitische Bilanz der Hoffmannzeit positiv bewertet werden.
Anzuerkennen sind hier wie in der gesamten Bundesrepublik vor allem die Leistungen des
Wiederaufbaus bzw. Neubaus von Bildungseinrichtungen. Hervorzuheben sind sodann
die Anstrengungen um den Aufbau eines geschlossenen Bildungssystems von der Grund¬
schule bis zur Universität. Das Saarland verfügte 1955 über ein breites und vielfältiges Bil¬
dungsangebot, das bisherige Benachteiligungen auch in diesem Raum überwunden hatte
und den Herausforderungen einer auf qualifizierte Bildung angewiesenen Gesellschaft im
modernen Industriezeitalter gerecht werden konnte. Erwähnt sei in diesem Zusammen¬
hang auch die innere Bereitschaft der saarländischen Bildungspolitiker zwischen 1945
und 1955 zum schulischen Wandel im Sinne eines betonten Strebens nach einem Mehr an
Chancengleichheit.
Die der Hoffmannära zu attestierende Aufwärtsentwicklung auf dem Bildungssektor
findet an der Saar freilich bis zum heutigen Tage nur bedingt Anerkennung, weil sie von
der dortigen Bevölkerung nach wie vor als Begleiterscheinung einer von Frankreich und
der Regierung Hoffmann gewollten Eigenstaatlichkeit gesehen wird. Spürbar wird hier
ein Protest, der seine Wurzeln in der Verfolgung nationalen Denkens in den Jahren vor
1955 hat. Er hinterließ auch in der Schulfrage tiefe Spuren, obgleich hier eine weitrei¬
chende Kongruenz zwischen Bevölkerung und politisch Verantwortlichen für ein an Chri¬
stentum und Kirchen gebundenes Schulwesen bestand und der überkommene Charakter
der schulischen Einrichtungen eigentlich nur in Randbereichen gefährdet war. Es war im
Grunde eine unüberbrückbare Frontstellung, die am deutlichsten im Widerspruch zum
obligatorischen französischen Sprachunterricht an den Volksschulen spürbar wurde. Er
wurde nämlich von der saarländischen Bevölkerung und der Volksschullehrerschaft in er¬
ster Linie als Beginn einer Romanisierungspolitik aufgefaßt und nicht als Fortschritt zu
einer allgemeinen Fremdsprachenschulung in einem modernen Bildungssystem, wie das
die offizielle Politik als Intention ausgab. Ähnlich zwiespältig war das Empfinden der
Mehrheit der Saarländer gegenüber der Zweisprachigkeit der Universität ihres Landes
und dem Aufnahmerecht der französischen Schulen für saarländische Kinder. Auch hier
stand jeweils die Glaubwürdigkeit einer Politik auf dem Prüfstand, deren Kraft und Kom¬
petenz letztlich nicht ausreichte, sich mit ihrer Idee der regionalen Selbstverwirklichung
als Grundlage einer europäischen Entwicklung überzeugend durchzusetzen. Ihr Scheitern
sollte jedoch den Blick auf die durch die internationale Politik bestimmten vorteilhaften
Sonderentwicklungen, die sich bildungspolitisch in den Jahren 1945 bis 1955 an der Saar
vollzogen, nicht verstellen.
287