werdenden Land Rheinland-Pfalz als Teil der französischen Besatzungszone und ihre
Hintergründe erkundet werden sollten.
Von den staatlichen Archiven sei schließlich noch das Bundesarchiv Koblenz erwähnt.
Hier galt das Interesse dem publizistischen Material des Deutschen Saarbundes und den
demoskopischen Umfrageergebnissen und Stimmungsberichten des Instituts für Demos¬
kopie Allensbach am Bodensee aus dem Saarland.
Wegen der im französischen Archivwesen streng gehandhabten Sperrfrist von 50 Jahren
sah es lange Zeit so aus, als hätten für diese Studie nur jene Akten französischer Herkunft
ausgewertet werden können, die sich in den Beständen saarländischer Dienststellen vor¬
fanden. Erst kurz vor Abschluß der Materialsammlung im Jahre 1979 konnte auch diese
Lücke etwas geschlossen werden. Wichtige französische Amtsakten fanden sich nämlich
in den Unterlagen des sogenannten Handelsamtes Saar, eine Behörde, die im Jahre 1947
unter der Bezeichnung „Offisaar“ zur Abwicklung des Warenaustausches und des Zah¬
lungsverkehrs zwischen dem Saarland und den drei Besatzungszonen der Westalliierten
gegründet worden war und im Jahre 1953 wieder geschlossen wurde. Sie stand unter der
Leitung eines französischen Direktors und hatte aussagekräftige Akten einer vorher im
Rahmen der französischen Militärregierung zuständigen Abteilung übernommen. Vorge¬
funden wurden in diesen Beständen, die heute im Landesarchiv Saarbrücken aufbewahrt
werden, u. a. die monatlichen Berichte der einzelnen Abteilungen der Militärregierung
aus den Jahren 1946 und 1947, wobei für diese Arbeit die Synthèses générales der Infor¬
mationszentrale , die Rapports mensuel der Sûreté und der Éducation Publique herange¬
zogen wurden. Die Bedeutung der Quellen unterstreicht ihre teilweise Markierung mit
dem Wort „Secret“. Unmittelbar vor Fertigstellung des Druckmanuskripts wurden dann
noch Akten der Unterdirektion Saar im Quai d’Orsay aus der Zeit bis 1949 zugänglich
und eingearbeitet. Sie gaben vor allem Auskunft über die saarpolitischen Strategien und
kulturpolitischen Ziele Frankreichs.
Berichtet sei nunmehr über Akten aus kirchlichen Archiven, die deswegen besondere Be¬
achtung verdienen, weil die Kirchen als anerkannte Bildungsmächte zwangsläufig und
selbstverständlich an bildungspolitischen Prozessen beteiligt wurden. Das gilt auch und
gerade für das Saarland, da dessen Bevölkerung bis zum heutigen Tage eine relativ kir¬
chenfreundliche Einstellung eigen ist. Bestände von Interesse fanden sich im Archiv der
Evangelischen Kirche im Rheinland, im Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Saar¬
brücken und in den Bistumsarchiven in Trier und Speyer. Gewinnbringend, vor allem mit
Blick auf die Haltung der beiden Kirchen zur Separationsfrage und zu Bildungsangelegen¬
heiten, waren dabei insbesondere die Tagebuchaufzeichnungen des Trierer Generalvikars
Dr. Heinrich von Meurers (Chronik des Bistums Trier vom 28.10.1937 — 3.1.1942 und
von 1945 bis 1950) und die Schulakten (Aktengruppe 3) innerhalb des Nachlasses des
Oberkirchenrats Otto Wehr, der im Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Saar¬
brücken aufbewahrt wird.
Von den Sammlungen sind bereits die in der Bibliothek der Universität Saarbrücken la¬
gernden und von Dr. Johannes Volker Wagner angefertigten protokollartigen Aufzeich¬
nungen von Interviews und die dazu gehörende Korrespondenz erwähnt worden. Ebenso
wichtig wie diese Unterlagen ist die Sammlung, die die größte und bedeutendste saarlän¬
dische Lehrerorganisation, der Verband katholischer Erzieher des Saarlandes, hinter¬
lassen hat. Das hier Vorgefundene Protokollbuch und die Niederschriften über verbands¬
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