Im zweiten Kabinett Hoffmanns, das bis auf den parteilosen Minister für Finanzen und
Forsten, Friedrich Reuter, nur aus CVP-Politikern bestand, übernahm der neu in die Re¬
gierung einrückende ehemalige Vorsitzende der Verwaltungskommission, Erwin Müller,
neben dem Justizministerium auch das Kultusministerium. Er leitete die Kultusbehörde
freilich nur politisch. Die eigentliche Verantwortung übernahm im Range eines Direktors
der damals 58jährige parteilose Professor für mittelalterliche Geschichte an der Univer¬
sität des Saarlandes, Eugen Meyer. Als Freund der schönen Dinge im Leben und als Lieb¬
haber Bach’scher Musik scheute er den politischen Konflikt ebenso wie die politische Ent¬
scheidung. In den Augen der Lehrerschaft galt er nach den Worten Emil Wagners als un¬
politischer Fachminister mit sehr sauberer und guter saarländisch-deutscher Weltan¬
schauung353. Meyer, ein gebürtiger Saarländer und Schulkamerad von Johannes Hoff-
mann, hat seine Position als Verwaltungsaufgabe gesehen354 und hat sie auch im Geist der
strengen und gerechten Maßstäbe, die für ihn in den Jahren von 1921 bis 1939 als Archiv¬
beamter, zuletzt als Staatsarchivdirektor in Münster, verbindlich waren, erfüllt355. Bil¬
dungspolitische Impulse sind allerdings von ihm, wenn man einmal von der von ihm ver-
anlaßten überfälligen Entschärfung des Zentralabiturs und der Annäherung des universi¬
tären Prüfungswesens an deutsche Traditionen sowie von seinen Initiativen zur Bildung
einer Kommission für saarländische Landesgeschichte356 absieht, nicht ausgegangen.
Einen eigenen Fachminister hat die Kultusbehörde bis zum Rücktritt Hoffmanns im Jahre
1955 mit Franz Singer lediglich vom Dezember 1952 bis zum Juli 1953 gehabt. Nach
seinem Tod übernahm Hoffmann selbst das Kulturressort. Vor dem Hintergrund der
Wechsel an der Spitze der Kultusverwaltung vollzogen sich auch einige Veränderungen in¬
nerhalb ihres Beamtenkörpers. So entließ Meyer mit Wirkung vom 1. Mai 1951 den bei
der Lehrerschaft der höheren Schulen wenig beliebten Oberschulrat Burghardt. Zu
seinem Nachfolger bestellte er den Saarbrücker Studienrat Josef Quack. Johann Leo
Zarth, unter Straus Justitiar im Kultusministerium, übernahm das Amt eines Senatspräsi¬
denten am Oberverwaltungsgericht in Saarlouis. Sein Nachfolger wurde Regierungsrat
Günther Tiebel. Die anderen Beamten des höheren Dienstes, Jakob Fleck (katholisches
Volksschulwesen), Arthur Fätkenheuer (evangelisches Volksschulwesen), Dr. Hans Groh
(Hochschulabteilung u. a.), Franz-Josef Erfurt (Rechtsabteilung), Albertine Kies und Eli¬
gius Müller (Berufsschulwesen), blieben in ihren Ämtern. Mit der Übernahme des Kultus¬
ministeriums durch Hoffmann im Sommer 1953 stieg der Saarbrücker Philologe Walter
Braun zum höchsten Beamten dieser Behörde auf. Braun gelangte bald in den Rang eines
Ministerialdirigenten (1954) und erhielt damit im Grunde die gleichen Kompetenzen wie
353 Interview E. Wagner vom 5. 3. 1976.
354 Daß Meyer sein Amt „unpolitisch“ gesehen hat, äußert sich auch darin, daß er nur an 6 der 38
Sitzungen des Saarländischen Landtags im Laufe seiner ersten Dienstperiode (April 1951 — De¬
zember 1952) teilnahm und zwar am 14. 4. 51 (Vorstellung der neuen Regierung), am 1. 2.1952
(Dritte Lesung Haushalt) am 2. 2. 1952 (ebenso), am 28. 2. 1952, 7. 10, 1952 und am 29. 10.
1952. Dagegen war sein Kollege, der Direktor des Amtes für Arbeit und Wohlfahrt (dieser Ge¬
schäftsbereich wurde vom 14.4.1951 an von Hoffmann ministeriell betreut), fast regelmäßig an¬
wesend.
355 Weitere biographische Daten zur Person und eine Würdigung der wissenschaftlichen Leistungen
Eugen Meyers finden sich in dem Nachruf, den sein Schüler H. W. Herrmann anläßlich seines
Todes am 29. 8. 1972 verfaßt hat. H. W. Herrmann, Eugen Meyer, S. 74 - 79.
356 Über Entstehung, Entwicklung und Tätigkeit der Kommission in den Jahren 1952 bis 1977 gibt
eine Druckschrift Auskunft, die anläßlich ihres 25jährigen Bestehens herausgegeben worden ist.
Siehe unter Kommission.
206