das war vollkommen logisch und diese Kulturpolitik war ohne Hintergedanken293 295. Das,
was Grandval als Vorgang „vollkommen logisch“ nannte, gilt im gleichen Maße auch für
die Gründung anderer Einrichtungen wie etwa dem Konservatorium, der Schule für Kunst
und Handwerk 296 oder aber auch und vor allem dem Saarländischen Rundfunk. Für die
feste Einbindung der hochschulpolitischen Absichten Grandvals in das Generalziel einer
französisch kontrollierten saarländischen Autonomie spricht nicht zuletzt die enge Ver¬
bindung zwischen dem Universitätsprojekt und der Genesis des Saarstaates und seiner
Verfassung297. In beiden Fällen lag die eindeutige Dominanz zuerst auf französischer
Seite. Sowohl die Überleitung der Homburger Medizinerlehrgänge zu einem Centre Uni¬
versitaire am 8. März 1947 als auch dessen spätere Erhebung zu einem Institut d’Études
Supérieures298 mit vier Fakultäten299 standen eindeutig im Zeichen der französichen
Grundsatzentscheidungen des Jahres 1946. Mit seinen hochschulpolitischen Absichten
kam Grandval dank seiner guten Verbindungen zu den verschiedensten Stellen der Pariser
Kultusadministration und zu den französischen Universitäten schnell voran300. Für die
akademische Kuratel seiner saarländischen Hochschulpläne gewann er die Universität
Nancy.301 Deren Rektor, Pierre Donzelot, hat wenige Tage nach der Eröffnung des Hom¬
burger Instituts das Ziel der akademischen Patenschaft seiner Hochschule in einem
Schreiben an Müller näher erläutert. Dabei orientierte er sich eindeutig an den Vorgaben
Grandvals, wenn er u. a. ausführte: Ich wiederhole nochmals, daß wir im Saargebiet nur
die Entwicklung eines Hochschulinstituts im Auge haben, das diesem schönen Lande die
Cadres liefert, welche es nötig hat302.
Die Eröffnungszeremonie am 8. März 1947 selbst wurde in Homburg mit großem Auf¬
wand und Aufgebot in einer würdigen feierlichen Form gestaltet, wobei der in Frankreich
weitverbreitete Optimismus an die Wirksamkeit von Institutionen reichlich demonstriert
wurde. Anwesend waren seitens der französischen Regierung der Erziehungsminister
Naegelen, der ehemalige Generalsekretär des Commissariats aux Affaires Allemandes et
293 Zitiert nach H. Schwan, Kampf, S. 8 f. Grandval wiederholte hier inhaltlich seine Ausfüh¬
rungen, die er bereits anläßlich der Einführung des ersten Rektors der Universität Saarbrücken,
Barriol, am 1. 10. 1948 gemacht hat. Vgl. dazu den Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 2. 10.
1948. In seinem Schreiben an Erwin Müller, dem Vorsitzenden der Verwaltungskommission,
vom 28. 2. 1947, in dem er die Eröffnung eines Hochschulinstituts ankündigte, äußerte er ähn¬
liche Gedanken. Dort steht aber auch zu lesen, daß die neue Institution zwischen dem Unterricht
in den saarländischen Oberschulen und dem Unterricht in den französischen Hochschulen
(steht), zu welchem die Studenten nach 2-jährigem Studium in dieser Universität überführt
werden. Ob Grandval damit nur eine Übergangsregelung im Auge hatte, konnte weiter nicht ge¬
klärt werden. Grandval an Müller vom 28. 2. 1947. LA Saarbrücken, Bestand KM, Abt. Hoch¬
schulen, UIS - 1 —. Wenn Grandval eine solche vorbereitende Studieneinrichtung auf Dauer ge¬
wollt haben sollte, dann ist es der saarländischen Seite auf jeden Fall gelungen, eine solche Ab¬
sicht zu verhindern.
296 Vgl. unten S. 182 ff.
24 Vgl. hierzu im einzelnen J. Freymond, S. 58 ff. und seine Verfassungsskizze auf S. 380 f. (An¬
hang II).
298 Amtsblatt der Verwaltungskommission Nr. 31 vom 13. 11. 1947 und Journal Officiel vom 17.
11. 1947 (Verordnung Nr. 119).
299 Eingerichtet wurde eine medizinische, eine juristische, eine philosophisch-philologische und eine
naturwissenschaftliche Abteilung.
,0° Interview P. Woelfflin vom 27. 11. 1976.
101 Interview E. Straus vom 23. 11. 1976.
502 Zitiert nach dem Text der deutschen Übersetzung. Donzelot an Müller vom 12.3.1947, LA Saar¬
brücken, Bestand KM, Abt. Hochschulen, UIS — 1 — gen.
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