Vorwort
Im Rahmen der Vorbereitung der 300-Jahrfeier der Stadt Saarlouis wurde im Früh¬
jahr 1978 von dem Saarlouiser Oberbürgermeister Dr. Manfred Henrich an den
damaligen Direktor des Institutes für Landeskunde des Saarlandes Professor Dr. Mar¬
tin Born der Wunsch herangetragen, die Entstehung und Entwicklung der Festungs¬
stadt Saarlouis, eingebettet in einen größeren geschichtlichen Zusammenhang, in einer
wissenschaftlichen Tagung in Saarlouis im Jubiläumsjahr 1980 zu behandeln. Aus der
Erörterung dieses Anliegens entstand der Gedanke, in Saarlouis ein öffentliches Kol¬
loquium zur Geschichte der frühneuzeitlichen Festungsstadt in Europa zu veranstal¬
ten. Seine Vorbereitung nahmen zusammen mit Martin Born, Professor Dr. Edith
Ennen, Bonn, Professor Dr. Klaus Fehn, Bonn, Dr. Hans-Walter Herrmann, Direktor
des Landesarchivs Saarbrücken und Geschäftsführer der Kommission für Saarländi¬
sche Landesgeschichte und Volksforschung, und Professor Dr. Franz Irsigler, Trier, in
Angriff. Es sollte versucht werden, das Entstehen von im modernen bastionären und
poligonalen System befestigten Städten, die besonderen wirtschaftlichen, sozialen und
verfassungsrechtlichen Probleme und Aspekte von Garnisons- und Festungsstädten im
16.—18. Jahrhundert und die Wirkung dieser Städte auf ihr Umland zu untersuchen.
Dahinter stand die Absicht, dadurch der Beantwortung der Frage, ob die Festungs¬
stadt als eigener Typ der frühneuzeitlichen Stadt zu gelten hat, ein Stück näherzu¬
kommen.
Martin Born schied durch seinen frühen Tod schon bald aus der Vorbereitungs¬
gruppe aus. Die organisatorisch-technische Arbeit ging auf die Geschäftsführung der
Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung über, in deren
Schriftenreihe nun auch die Ergebnisse des Saarlouiser Kolloquiums erscheinen.
Die Stadt Saarlouis schuf die finanziellen Voraussetzungen für die Durchführung
des Kolloquiums und baute zur gleichen Zeit eine stadtgeschichtliche Ausstellung auf,
deren Katalog ebenfalls Beiträge zur Geschichte der Festungsstadt in der frühen Neu¬
zeit, naturgemäß mit starkem Bezug auf Saarlouis selbst, enthält.
Die Tagung fand mit rd. 140 Teilnehmern aus der Bundesrepublik Deutschland,
Belgien, Frankreich, Luxemburg, Österreich, Polen und Ungarn ein starkes Echo. Sie
zeigte, daß über die stadtgeschichtliche Komponente hinaus ein starkes Interesse an
der Erforschung der Festungs- und Befestigungsgeschichte besteht. Der in der Schlu߬
diskussion angeklungene Gedanke, es nicht mit einem einzigen Kolloquium bewenden
zu lassen, sondern die angerissene Thematik weiter zu behandeln, vielleicht sogar in
einer fester organisierten Form, wurde im Herbst vergangenen Jahres in Wesel durch
die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung e.V. unter dem Vor¬
sitz von Dr. Volker Schmidtchen, Ruhr-Universität Bochum, verwirklicht.
In dem vorliegenden Band werden die in Saarlouis gehaltenen Referate und die
Ergebnisse der Aussprachen veröffentlicht. Der Text der Aufsätze ist nicht in allen
Fällen mit dem der Referate identisch. Alle Aufsätze wurden durch Literaturhinweise
oder einen wissenschaftlichen Apparat ergänzt. Die Referate von Gerhard Eimer und
Philipp Truttmann erscheinen in gekürzter, die von Hans-Walter Herrmann, Bernhard
Sicken und Yves Le Moigne in erweiterter Form. Aufgenommen wurde auch der Text
des von Professor Dr. Adam Milobedzki, Warschau, vorgesehenen Referates, der in
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