de l’Evêque) überfluten und einen Belagerer von den Mauern fernhalten. Zum ande¬
ren sollte die Möglichkeit geschaffen werden, durch das Ziehen der Stauwehre große
Wassermassen schnell freizusetzen, die dann sturmflutartig das Maastal bis hinunter
nach Mézières unpassierbar machen sollten. Gerade aus diesem zweiten Zweck ergibt
sich deutlich, daß damals vornehmlich an Angriffe auf Verdun aus dem Norden, also
aus den spanischen Niederlanden, gedacht war. Als Vauban 1698 die ausgeführten
Arbeiten überprüfte, war er keineswegs zufrieden. Er regte an, in der Pré de l’Evêque
zwei Halbmonde zum Schutze der Schleusenbrücken St. Airy und St. Amand anzule¬
gen, die Schleusen selbst und den Deichwall in Höhe und Breite zu verstärken, damit
das Ausmaß der Überflutung wie auch das Fassungsvermögen an angestautem Wasser
vergrößert werden könnte. Ferner sollte auf dem rechten Ufer von der Porte de la
Tour au Champ bis zur Porte Chaussée ein neuer Wall mit fünf Bastionen und drei
Ravelins gebaut werden, um die bisherige Befestigung dieses Abschnittes, wo nur eine
Bastion an der Porte de la Tour au Champs, ein Halbmond vor der Porte Chaussée
und ein weiterer Halbmond die mittelalterliche Befestigung verstärkten, zu ersetzen
und außerdem neue Siedlungsflächen im Schutz der Stadtbefestigung zu schaffen. Die
wirtschaftliche Lage des Königreichs erlaubte nicht, diese Pläne umgehend auszufüh¬
ren. Erst von Cormontaigne wurden sie wieder aufgegriffen und, soweit sie die Ver¬
stärkung der Schleusen betrafen, bis 1754 verwirklicht. Bei der Belagerung der
Festung Verdun durch den Herzog von Braunschweig im September 1792, die übri¬
gens Goethe in seiner „Campagne in Frankreich“ beschreibt, waren in dem Abschnitt
Porte de la Tour au Champs — Porte Chaussée hölzerne Pallisaden zur Verstärkung
der mittelalterlichen Stadtmauer eingerammt worden. Die royalistische Partei in der
Verduner Bürgerschaft betrieb eine schnelle Übergabe der Festung an die Preußen. Der
Kommandant Beaurepaire fand einen raschen Tod (Selbstmord oder Meuchelmord?).
In den Kriegsjahren 1814 und 1815 spielte die Festung Verdun keine Rolle. Zwischen
1826 und 1830 wurde einiges ausgebessert und einige Magazinbauten errichtet. Die
Kirche St. Amand, erbaut 1765, nahe bei der nach ihr genannten Schleuse unterhalb
der Südostecke der Zitadelle, wurde 1830 profaniert und nun jahrzehntelang als
Magazin und Pferdestall genutzt (heute private Garage).
Die Entstehung des Königreiches Belgien verringerte die Gefahr eines Angriffes von
Norden. Nach Osten zu hielt Metz die Grenzwacht gegen Deutschland. Im deutsch¬
französischen Krieg wehrte die Besatzung von Verdun einen deutschen Sturmangriff
am 24. August 1870 ab und richtete sich dann unter dem Befehl der Generäle Guérin
de Walderbach und Marmier auf eine längere Belagerung ein. Ab 25. September war
sie gänzlich eingeschlossen, wurde am 14./15. Oktober schwer beschossen und kapi¬
tulierte am 8. November mit 4 000 Mann.
Die im Frankfurter Frieden (1871) verfügte Abtretung eines Teiles von Lothringen
mit Metz an das Deutsche Reich rückte Verdun in die vorderste Festungslinie. Der
Waffenplatz Metz, der bisher Verdun geschützt hatte, wurde nun seine stärkste Be¬
drohung. Bedingt durch die Entwicklung der Artillerie gestaltete sich der Umbau zur
modernen Festung in ähnlicher Weise wie in Metz. Ein Teil der die Stadt umschlie¬
ßenden Wälle wurde eingeebnet, vor allem im Nordabschnitt, einige Tore abge¬
brochen, um die Straßen für den Verkehr aufzuweiten. Die eigentliche Sicherung
übernahmen detachierte Forts, vor allem auf den nördlich und östlich vorgelagerten
Höhen. Dabei entstanden auf dem rechten Maasufer die Forts Douaumont, Vaux,
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