1740. Gegenüber auf dem rechten Moselufer steht der Turm der 1880 in neugotischen
Formen erbauten evangelischen Garnisonskirche. Sie wurde 1938 profaniert und als
Magazin genutzt. Das Schiff wurde nach einem Brand im Jahre 1946 abgetragen.
Literaturhinweise:
Philippe Truttmann, Petite histoire d’une grand place de guerre: Metz, in: Archéologia 87
und 88, octobre et novembre 1975.
Capitaine Klipffel, L’Esplanade et la Place Royale, in: Austrasie, nouvelle série 17—18,
S. 43—80.
E. Fleur, La Porte Saint-Thiébault à Metz, in: Austrasie 9—12, 1907—1909 S. 294—314.
{Firmin-Claude) Parnajon, Mémoire historique sur la place de Metz, in: Congrès archéolo¬
gique de France 1846 S. 212—238, nachgedruckt in: Austrasie juillet—octobre 1907
S. 97—128.
Jean Thiriot, Portes, tours et murailles de la cité de Metz, Metz 1971.
Die Festungsstadt Verdun (vgl. Tafel 3 im Anhang)
Die älteste Besiedlung reicht, wie noch heute aus ihrem Namen Verdun, abgeleitet
von dem keltischen Virodunum, erkennbar, in die vorrömische Zeit zurück und lag
auf der östlichen Spitze des von Westen gegen das Maastal vorspringenden Berg¬
sporns, 275 m ü. M., ca. 75 m über der Maas. Den Rang einer Civitas erhielt die gal-
lo-römische Siedlung erst durch die diokletianische Verwaltungsreform, die den west¬
lichen Teil des Stammesgebietes der Mediomatriker zu einer eigenen kleineren Civitas
mit Verdun als Hauptort erhob. Die Siedlung auf der Spitze des Bergsporns wurde in
spätrömischer Zeit ummauert (castrum, später Oberstadt). Die älteste Kirche lag auf
dem Bergsporn außerhalb (westlich) des Castrum. Im dritten Viertel des 5. Jhs. soll
der erste Kirchenbau innerhalb des castrum im Bereich der heutigen Kathedrale ent¬
standen sein. Damals war Verdun schon Bischofssitz innerhalb der Trierer Kirchen¬
provinz. Unter Bischof Haimo (990—1024) wurde die Kathedrale erbaut, deren
Kernsubstanz noch heute weitgehend erhalten ist, obwohl ihr Aussehen durch Verän¬
derungen des späten 12., des 14. und 18. Jhs. bestimmt wird.
In der Sozialstruktur unterschied sich die durch den Klerus geprägte Oberstadt
deutlich von der Kaufmannssiedlung im Tal und auf einigen der von der Maas gebil¬
deten Inseln. In den Quellen des 6.—10. Jhs. begegnen wiederholt Verduner Kaufleute
in exponierter Stellung, z. B. als Gläubiger merowingischer Könige oder als Träger des
Fernhandels zwischen dem Donauraum und Aquitanien/Spanien. Ihr bemerkenswer¬
testes Handelsgut waren kastrierte slawische Sklaven, die sie ins maurische Spanien
brachten. Diese weit gespannten Fernhandelsgeschäfte der Verduner Kaufleute ver¬
schwinden im Hochmittelalter.
Ähnlich wie in Metz gelang auch der selbstbewußten Bürgerschaft von Verdun, die
bischöfliche Stadtherrschaft abzuschütteln. Der Bischof sah sich daher veranlaßt, im
13. Jh. seinen Sitz in das ca. 25 km südöstlich gelegene Hattonchätel zu verlegen. Den
Grafen von Bar und von Luxemburg als zeitweiligen Vögten gelang es nicht, die Stadt
in ihren Herrschaftsbereich einzubinden. So war Verdun wie Metz im späten Mittel¬
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