mäne Murinsel. Diese umfaßte eine Burg, ein Kastell, 7 Agrarstädte, 122 Dörfer, 12
verwüstete Dörfer und 68 Weinberge32.
Die Türken sahen in der Domäne ein Bollwerk, das ihren Vorstoß in die inner¬
österreichischen Provinzen verhinderte. Dementsprechend raubten und plünderten sie
die Domäne, die gegenüber ihrer Grenzfestung Kanizsa lag. In den Jahren
1627—1641 erlitt allein die Murinsel folgenden Schaden33
Menschenraub 351
Totschlag 111
Gefangene und Ermordete 224
Weggetriebene Ochsen 1 477
in Brand gesteckte Dörfer 6
Manche Teile der Insel trugen die Spuren der türkischen Verwüstung jahrzehnte¬
lang. In 1720 schrieb man über das Dorf Gyurgyanecz: „Dieser Ort war einst gut
bevölkert, aber vor 50 Jahren durch die Türken demoliert und auch jetzt noch verwü¬
stet“.34
Die Last der türkischen Einfälle und die Verminderung des königlichen Grenzschut¬
zes zwangen die Domänenherren schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts ihre Pri¬
vatarmee aufzustellen. In 1670, als die Hälfte der Domäne Murinsel in Besitz der
königlichen Hofkammer geriet, war schon das System der Soldatenbauern der Murin¬
sel vortrefflich ausgebaut. Die Kammer ließ ihre Soldatenbauern in 1672 und 1682
erfassen35. Die Truppe setzte sich aus 273 Haiducken und 200 Husaren zusammen36.
Alle sollten jederzeit sich bereithalten und „wenn es gewünscht wird, sogleich aufsit-
zen“. Sie mußten eigenes Gewehr, und die Husaren auch eigenes Pferd bereithalten.
An der Drau waren 22 befestigte Stützpunkte angelegt, die von der Domäne versorgt
und von den Soldatenbauern mit Wache versehen wurden37. Die schon erwähnte
Konskription des Jahres 1672 führt bei den Husaren und Haiducken im einzelnen an,
wieviel Ackerfeld und Wiese zu einer Soldatenhufe gehören. Dies bietet die Möglich¬
keit zur Erforschung der Vermögenverhältnisse und der sozialen Gliederung des
domanialen Militärs.
Die Haiducken, die alle bäuerlicher Herkunft waren, besaßen Hufen von ungefähr
gleicher Größe. Bei der Reiterei sah es anders aus: die Größe der Soldatenhufen
schwankte stark, weil die adeligen Offiziere entsprechend der Größe des ihnen zuge¬
wiesenen Grundbesitzes drei bis vier Reiter mitzuführen hatten. Gegenüber den einfa¬
chen Bauernhusaren waren die adeligen Soldaten viel besser ausgestattet. Zum Ver¬
gleich dieses Unterschiedes berufen wir uns nur auf ein Beispiel: Für ein Gut mit der
32 Conscriptio domini Csäktornya seu totius Insulae Muraköz, anno 1720. OL, E 156, U. et C.
Fasc. 3. No 7.
33 Salamon, Ungarn (wie Anm. 19) S. 406.
34 Villa Gyurgyanecz: haec villa olim populosa, ante annos criciter 50 ab hoste Turea penitus
devastata, adeoque nunc etiam pentius deserta“. Conscriptio (wie Anm. 32) pagina 112.
35 Conscriptio ... nobilium Insulae Muraköz .... etiam certorum pagorum ... pro defensione
Insulae semper arma capere obligatorum ... Anno 1672 et 1682. OL, E 156, U. et C. Fasc.
40. No 11.
36 Der ungarische Begriff „Husar“ wurde als Idol der leichten Kvallerie in 18. Jahrhundert in
ganz Europa allgemein verbreitet. Haiducken nannte man seit der ersten Hälfte des 16. Jahr¬
hunderts die ungarischen Fußsoldaten.
37Acsady, Unsere (wie Anm. 8) S. 258—259.
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