Full text: Beiträge zur Geschichte der frühneuzeitlichen Garnisons- und Festungsstadt

Offiziere und Mannschaften nahmen damals gerne einen Teil ihres Soldes in Wein 
an. In der Festung Nagyvärad (Ostungarn) wurde in 1580 auch die ungarische Reite¬ 
rei in Wein bezahlt. „Für den Sold der ungarischen Husaren der Festung Warad 
wurden 5 790 Kübel, ca. 2 455 hl Wein ausgezahlt“.17 
In der anderen Burgdomäne, in der von Tokaj, wo die Mehrzahl der domanialen 
Dörfer außerhalb der bekannten Tokajer Weinmonokultur lagen, ist das Niveau der 
Produktion stark hinter dem des Verbrauches zurückgeblieben. Die Einnahmen — 
9 143 Gulden — wurden von den Ausgaben — 35 927 Gulden — mehrmals über¬ 
troffen. Um die in Tokaj stationierte, deutsche Kavallerie (Germani cataphractati) 
versorgen zu können, mußte die königliche Kammer weitere Vorräte aus anderen 
Güter nach Tokaj schicken lassen16. 
Die erfolgreiche Verteidigung des Landes gegen die Türken hatte zwei grundlegende 
Voraussetzungen: 
1) die enormen Wehrkosten, die die Einkünfte des Königreichs Ungarn mehrfach 
übertroffen haben und die durch die teils österreichischen, teils ausländischen Hilfs¬ 
gelder und Anleihen sicherzustellen waren. Das haben die Habsburger in ihrem eige¬ 
nen Interesse, wenn auch mit großen Schwierigkeiten, zustandegebracht; 2) die 
Aufrechterhaltung des Verteidigungssystems auf dem ungarischen Kriegsschauplatz, 
was große Verluste der vorwiegend ungarischen Grenzwächter, die Inanspruchnahme 
der wirtschaftlichen Kräfte (Zehnten, Domänen usw.) des Landes und die de facto 
unaufhaltbare Ausblutung und Verwüstung ganzer Regionen mit sich gebracht hat. 
Trotz der Besetzung halb Ungarns durch die Türken war und blieb der stärkste 
Faktor der Verwüstung des Landes während der ganzen Periode nicht die fremde 
Herrschaft, sondern der ständige Krieg selbst. Um die Realität des türkischen „Frie¬ 
dens“ besser verstehen zu lassen, teilen wir eine Zusammenfassung der von den Tür¬ 
ken verursachten Schäden aus den Jahren 1627—1630 mit. Bei der folgenden Zu¬ 
sammenstellung wurden die kleineren Verluste nicht berücksichtigt19. 
Unter türkische Steuer gezwungene Dörfer 326 
In Brand gesteckte Dörfer 102 
Entführte Menschen 4 502 
Totgeschlagene Menschen 1 194 
Weggetriebene Ochsen 13 664 
Neue jährliche Zwangsteuer, in Gulden 35 136 
Summe der offiziell bekannten Ranzionen in Gulden 205 825 
Verteidigungsgürtel — Militärgrenze 
Wie funktionierte das mehrmals erwähnte Verteidigungssystem gegen die Türken? 
Das strategische Ziel der türkischen Politik setzte in Ungarn den schnellen Vormarsch 
bis Wien voraus. Das war nicht nur uns, sondern auch schon damals allgemein be¬ 
17 Item in saliarium equitum Hungaricalium arcis Waradiensis distributi sunt vini cubuli quin¬ 
quies mille septingenti et nonaginta id est cb. 5790. OL Archivum Nationale Hungaricum, 
Budapest/E 158, Reg. dec. com. Bihar. Anno 1580. 
18 Für die 400 Mann starke Garnison wurde jährlich 3410 dz Mehl, 4800 hl Bier und 1410 hl 
Wein sichergestelit. Siehe N. Kiss: Domaniale (wie Anm. 16). 
19 Franz Salamon, Ungarn in Zeitalter der Türkenherrschaft, Leipzig, 1887, S. XIV, 407, 
183
	        
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