Full text: Beiträge zur Geschichte der frühneuzeitlichen Garnisons- und Festungsstadt

von modernen Festungen und befestigten Stützpunkten eine vergleichbare Rolle. Sie 
wurde von der lebendigen Kraft, der militärisch organisierten Gesellschaft entschei¬ 
dend unterstützt und ergänzt; — diese Erscheinung wird noch im weiteren gründlich 
untersucht. 
Es ist leicht zu verstehen, daß die Wehrkosten eine unerträgliche Belastung für die 
Staatseinkünfte dargestellt haben und die dringend nötigen Gelder nur durch die 
österreichische, Reichs- und päpstliche Hilfe, weiterhin durch das Anhäufen der 
Staatsschuld herbeigeschafft werden konnten. Am Ende des Fünfzehnjährigen Krieges 
in 1604 machte das Staatseinkommen sämtlicher Länder der Wiener Regierung kaum 
3 Millionen Gulden aus, während die Unterhaltung des 40 000 Mann starken Heeres, 
inclusive 15 000 Grenzwächter, jährlich mehr als 5 Millionen kostete14. Ungarn war 
an dieser erdrückenden Kriegslast nicht nur durch die Tatsache beteiligt, daß sein 
Gebiet zu fortwährendem Kriegsschauplatz wurde, sondern auch durch die schran¬ 
kenlose Inanspruchnahme der Wirtschaftskräfte des Landes. So hat der Staat z. B. von 
dem Landtag die Ermächtigung bekommen den kirchlichen Zehnten im ganzen Lande 
pachten zu können. Es war auch in normalen Verhältnissen ein gutes Geschäft, in 
Kriegszuständen aber ein wirklicher Segen, weil so der Staat für militärische Zwecke 
große Getreide- und Weinreserven sicherstellen konnte15. 
Burgdomäne 
Die königliche Kammer, die für die Steuer- und Finanzangelegenheiten zuständig 
war, leitete so die Zehntenerhebung, wie die Bewirtschaftung der konfiszierten Güter 
und diese Geld- und Naturalieneinkünfte wurden unverzüglich dem Militär zugewen¬ 
det. Außerdem verfügte ein großer Teil der Festungen über ihre eigene, sogenannte 
Burgdomäne, deren Einkünfte und Leistungen für die lokale Garnison reserviert 
wurden. 
Wir haben die Rechnungsbücher zweier solcher Burgdomänen in der Tokajer 
Weingegend statistisch untersucht16. Die erste, die Domäne von Särospatak, war der 
Mittelpunkt einer berühmten Weinbaumonokultur und ihre Ware, der Tokajer Wein, 
hatte überall hohen Marktwert. Die Rentabilität der Domäne sah in 1570, wie folgt, 
aus 
14 Läszlö Makkai, A Habsburgok es a magyar rendiseg a Bocskai felkeles elöestejen. Törte- 
nelmi Szemle (Budapest) 1974. S. 161. (Das Haus Habsburg und die ungarischen Stände am 
Vorabend des Bocskai Aufstandes). 
15 Istvän N. Kiss, 16. szäzadi dezsmajegyzekek. Heves, Bereg, Borsod, Bihar es Közep-Szolnok 
megyek. (dt. Zfg.) Budapest, 1960. S. 1120. (Zehntenregesten aus dem XVI. Jahrhundert). 
16 Istvän N. Kiss, Urdalmi gazdäldodäs Särospatakon es Tokajban a XVI. szäzad mäsodik fele¬ 
ben. Törtenelmi Szemle (Budapest) 1960, S. 15—30. (Domäniale Wirtschaft von Särospatak 
und Tokaj in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts). 
Regiekosten der Domäne 
Innerer Konsum — Truppen! 
Versorgung anderer Garnisonen 
Marktgewinn 
Summe 
Gulden 
4 885 
8 000 
13 557 
5 771 
32 213 
182
	        
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