und stand seit 1889 auch mit den Trierer Fachvereinen in Kontakt24. Als Retourkutsche
auf die Angriffe Dasbach’scher Blätter gab der Trierer Maurer Otto Scheer, der als So¬
zialdemokrat 1890 zum Reichstag kandidiert hatte, am 2. Februar 1891 bekannt, daß
sein Wahlaufruf von Braun, einem Mann aus dem Zentrumslager also, verfaßt worden
sei25. Dasbach, in diesem Zusammenhang selber als Sozialdemokrat verdächtigt26, ent¬
ließ Braun am folgenden Tage27. Mitte Februar 1891 kam Warken nach Trier und ver¬
pflichtete Braun als Redakteur des Vereinsorgans ,,Schlägel und Eisen ‘2S. Brauns Ent¬
scheidung ging unmittelbar auf Bebels Empfehlung zurück. Braun hatte sich am 16. Fe¬
bruar an diesen gewandt und bereits drei Tage später Antwort erhalten: „Wenn Ihre
Überlegungen Sie auf unsere Seite zu treten veranlassen, so kann uns dies nur ange¬
nehm sein . . . Ich empfehle Ihnen die Redakteursstelle an der zu gründenden neuen
, Bergarbeiter-Zeitung1 anzunehmen . . . Einmal ist die Position in Hinsicht auf die all¬
mählich sicher zu gewinnenden Bergarbeiter außerordentlich wichtig, dann damit Sie
beobachten, was Herr Schneidt für eine Rolle spielt . . . Daß Sie in Ihrer dortigen Stel¬
lung vorsichtig openren ist ganz auch unsere Meinung“2'2.
Die erste Nummer von ,,Schlägel und Eisen“ erschien am 5. April 1891. Warken trat
als Verleger auf, ein ,,Preßausschuß“ mit Thome, Bachmann, Berwanger, Schillo,
Braun und Schneidt stand ihm zur Seite. Das Blatt wurde bei Eisenacher in Pirmasens
gedruckt und erschien als Tageszeitung, donnerstags mit der landwirtschaftlichen Bei¬
lage „Der Eandbau. Wochblatt für die Anliegen des kleineren und mittleren Bauern-
24 OB de Nys/Trier an LR/SB vom 12. 3, 1891, Abschriften LHAK 442/6221, 55 f. und SAFR,
Best. RSV, 344 f. Zur Frühphase der Trierer Gewerkschaftsbewegung vgl. Monz, S.
15 — 17, Dressei, S. 67. Zu den Anfängen der Trierer Sozialdemokratie vgl. OB de Nys/
Trier an RP vom 21. 11. 1890, LHAK 442/2294. Monz, S. 20-22, Dressei, S. 70 f.
Braun hatte für Dasbach 1889 beim Berliner Oberverwaltungsgericht einen Musterprozeß
zur Änderung des Wahlzensus bei der Gemeinderatswahl gewonnen, vgl. TLZ vom 18. 4.
1889 (Nr. 105), Thoma, S. 252. Außerdem war er als Verfasser mehrerer Broschüren her¬
vorgetreten: Die preußisch-deutsche Armengesetzgebung, Trier 1889. Zur Alters- und Invali¬
denversicherung (= Dasbachs Volksbibliothek, 2. Folge, H. 11/12), Trier 1890. Die Kreis¬
wahl und die Wahl des Kreisausschusses in der Rheinprovinz, Trier 1890. Später: Für zahlen¬
rechtes Wahlverfahren, in: Die Neue Zeit 12 (1893/94), Bd. 2, S. 303 — 312, 333 —344. Auch
der unter dem Pseudonym ,,Trevir“ in der Neuen Zeit 9 (1890/91), Bd. 1, S. 625 — 635, abge¬
druckte ,,Streifzug in das Gebiet des Zentrums“ dürfte von Braun stammen. Der Verfasser
setzt sich hier kenntnisreich mit Dasbachs ,,Trierischem Bauernverein“ auseinander und zieht
daraus den gewagten Schluß: „Jetzt aber, wo das Zentrum sich anschickt, eine Hauptstütze der
Regierung zu werden, fehlt nur eine rührige, zielbewußte Agitation, um aus den lauen Ultra¬
montanen allmählich eifrige Sozialdemokraten zu machen“ (S. 635).
25 OB de Nys/Trier an RP vom 6. 3. 1891, LHAK 442/6430, 161 — 166. RP Heppe/Trier an OP
vom 9. 3. 1891, LHAK 403/6833, 263 - 271. TZ vom 9. 1. 1891 (Nr. 8). TLZ vom 23. 1. 1891
(Nr. 22). TZ vom 27. 1. 1891 (Nr. 26) und 3. 2. 1891 (Nr. 33). Vgl. Monz, S. 18 f. Tho¬
ma, S. 276 f. Fo h rmann , S. 223. Leimpeters verkehrt diesen Vorgang ins Gegenteil,
um zu dem gewünschten Schluß gelangen zu können: „Herr Braun wurde von der Zentrums¬
presse als Sozialdemokrat verschrien, in Wirklichkeit war er garnichts“ (S. 19).
26 Kölnische Zeitung vom 7. 2. 1891 (Nr. 105). Erklärung Dasbachs in Germania vom 12. 2.
1891 (Nr. 34). Oberpräsident Nasse verfügte daraufhin die Überwachung Dasbachs, OP Nas¬
se/Koblenz an RP/Trier vom 13. 3. 1891, LHAK 403/6833, 273.
27 TLZ vom 4. 2. 1891 (Nr. 33).
28 LR zur Nedden/SB an RP vom 26. 2. 1891, LHAK 442/6221, 19 f. TZ vom 14. 3. 1891 (Nr.
73). Brauns Anstellung wurde in einer Sulzbacher RSV-Versammlung am 22. Februar be¬
kanntgegeben, Gendarm Kiepcke an BM Woytt/Sulzbach vom 23. 2. 1891, Abschrift LHAK
442/6221, 23 f.
29 Bebel an Braun vom 19. 2. 1891, Original LHAK 442/6221,251 —254, Abschrift KrASB S/7.
Vgl. Gerhard Bungert /Klaus-Michael Ma 11 mann : August Bebel und das Saarrevier. Aus
bisher unbekannten Briefen des ersten Vorsitzenden der Sozialdemokraten, in: Arbeitnehmer
25 (1977), S. 369-372.
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