vier stammten: Zum einen ,,Glück auf, Kameraden! Durch Nacht zum Licht!“'12’, ein
Lied auf die bekannte Melodie von ,,Frisch auf, Kameraden aufs Pferd“. Autor war
Heinrich Kämpchen (1847- 1912), ein schon früh gemaßregelter Funktionär des
,,Alten Verbandes“, der an der Ruhr die Brücke von der romantisierenden Dichtung
des bergmännischen Mittelalters zur modernen Arbeiterdichtung schlug24. ,Lämp¬
chens Verse zeigen eine Verschmelzung von Ausdrücken und Bildern, die bei den Berg¬
leuten verbreitet waren, mit solchen, die aus der Sozialdemokratie stammten“12, meint
Vernon Lidtke zutreffend. „Glück auf, Kameraden! Durch Nacht zum Licht!“ ent¬
wickelte sich zur regelrechten Hymne des RSV; während des Streiks 1892/93 wurde
das Lied in nahezu jeder Versammlung zum Abschluß gesungen. In zweiter Linie ge¬
wann auch Ernst Klaers ,,Achtstunden-Marseillaise“2** große Beliebtheit. Der Text war
1890 geschrieben worden und stand ganz im Zeichen des Internationalismus, aber auch
der Reformeuphorie des „Neuen Kurses“:
„Das Loos der Armen soll sich ändern,
und ändern soll sichs durch den Staat“,
heißt es in der letzten Strophe, und damit kam das Lied dem im RSV verbreiteten
Wunsch nach obrigkeitsstaatlicher Sozialpolitik durchaus entgegen.
Den Abschluß dieser mit dem Zerfall des RSV beendeten Tradition früher Kampflieder
der Bergarbeiter an der Saar bildete das Anfang 1893 entstandene „Lied der Gemaßre-
gelten“17, in dem man noch die trotzigen Reime findet:
„Doch wimmern und winseln wir darob nicht,
die Würfel sind einmal am Rollen,
mag kriechen und winseln der feige Wicht,
wir wissen genau, was wir wollen.
Uns leuchtet ein herrliches Morgenroth,
trotz Kohlenbaronen und Junkern vom Schlot“.
23 Erstmals in einer Versammlung in Wehrden am 22. 2. 1891 gesungen, Gendarm Stalinsky an
BM Stürmer/VK vom 23. 2. 1891, KrASB S/10. Text als Flugzettel ebd., Schlägel und Eisen
vom 14. 12. 1891 (Nr. 68), Köhler/Meier, S. 362 {., Arbeiter- Liederbuch für Massenge¬
sang, Dortmund 1910, S. 26 f., Steinitz, S. 287 f., Heinrich Kämpchen: Durch Nacht
zum Licht. Gedichte und Lieder aus dem Bergmannsleben 1889 — 1912, ausgewählt und einge¬
leitet von Wilhelm Helf, Bochum 1962, S. 57 f.
24 Biographische Angaben bei (L i m b e rt z): 1889 —1929, S. 125 — 127.
25 Lidtke: Lieder der deutschen Arbeiterbewegung, S. 77.
26 Erstmals in einer Versammlung in Bildstock am 18. 5. 1892 gesungen, Gendarm Thalheim an
BM Forster/Friedrichsthal vom 19. 5. 1892, Konzept SAFR, Acta RSV, Ausfertigung KrASB
S/7. Als Flugzettel gedruckte Texte LH AK 403/6832, 162 und SAFR, Acta RSV.
27 Schlägel und Eisen vom 21. 1. 1893 (Nr. 6).
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