Full text: Landesherr und Landesverwaltung (11)

eingerichtet71, deren Auigabenbereich in erster Linie darin bestand, die Land¬ 
wirtschaft zu fördern. Die Landesökonomiekommission sollte die in anderen 
Territorien entwickelten Verbesserungsversuche für den landwirtschaftlichen 
Bereich prüfen, selbst Versuche anstellen und schließlich endgültige Vor¬ 
schläge zur Besserung des „Nahrungsstandes'' der Untertanen machen72. Es 
bestand für sie auch die Verpflichtung, die Untertanen zu unterweisen und 
Auskünfte zu geben73. Durch Reisen im In- und Ausland und durch eine beson¬ 
dere Bibliothek74 sollte das Wissen75 erweitert werden. Mitglieder dieser Kom¬ 
71 Siehe dazu LA Speyer B 2, Nr. 4331, fol. 27-36. Vgl. dazu auch eid, Wirtschaftsge¬ 
schichte, S. 26, sowie, EID im wesenüichen folgend, REUTER, Merkantilismus im Herzog¬ 
tum Pfalz-Zweibrücken, S. 15. 
72 Einen guten Einblick in die Aufgaben und Erfolge dieser Kommission erhält man aus 
einem Schreiben des Kammerdirektors Schimper an den sächsischen Berghauptmann 
Frhr. von Hohenthal; beide korrespondierten an der Wende 1763/64 miteinander. 
Eine Abschrift des Briefes von Schimper, angefertigt von Rudolf Buttmann, befindet 
sich in der BayStaBi München Cod. germ. 7941. Zum Arbeitsbereich der Kommission, 
der im wesenüichen Landesmelioraüonen, Tier- und Pflanzenzucht umfaßte, siehe die 
ausführlichen Darstellungen von EID, Wirtschaftsgeschichte, S. 26 ff, und reuter, Mer- 
kanütismus im Herzogtum Zweibrücken, S. 15 ff. Daß die Landesökonomiekommis¬ 
sion auch auf das benachbarte Territorium Nassau-Saarbrücken nachhalüge Wir¬ 
kung ausübte, geht aus den Arbeiten von SCHWINGEL, Einfluß der Zweibrücker Bestre¬ 
bungen, und von bleymehl, Aufgeklärter Absoluüsmus in Nassau-Saarbrücken, S. 
77 f, hervor. 
73 So berichtet Schimper an Frhr. von Hohenthal: Man befindet sich öfters in dem Fall, 
daß man den Bauern zu seinem Besten zwingen muß, hierinnen sind aber andere anderer 
Meinung und glauben, ein jeder tue von selbsten, was Ihme am Verträglichsten seie, der¬ 
gleichen Leute aber kennen das Landvolk wenig, und wissen nicht was Vorurteil und die 
Weise der Väter bei einem unverständigen Bauersmann vor ein Tyrann seie. (BayStaBi 
München Cod. germ. 7941). 
74 Schimper an Frhr. von Hohenthal: Um die Commission in Stand zu halten, auch andere 
Erfahrungen und Einsichten zu benutzen, werden alle so wohl in als außer Teutschland 
neu herauskommende ökonomische Schriften und Journalen angeschafft, und daraus 
eine besondere Bibliothek errichtet, und damit in Zukunft diese Anordnung noch nütz¬ 
licher werde, lassen Ihre Durchlaucht Landeskinder, welche sich darzu schicken, und bloß 
denen cameral und ökonomischen Wissenschaften sich widmen wollen, auf herrschaft¬ 
liche Kosten die hohe Schulen besuchen, um dorten die Anfangsgründe zu erkennen, 
sonach andere Länder und besonders Engelland durchreißen, um alles, was anderwärts 
nützliches geschichtet, einzusehen und zu sammeln. (BayStaBi München Cod. germ. 
7941). 
An den Regierungsrat und Gesandten in Paris Georg W. Pachelbel erging am 9. 
Februar 1762 die Aufforderung, viele einschlägige nützliche Schriften zu kaufen und 
sie an den Kammerdirektor Schimper zu senden (LA Speyer B 2, Nr. 4331, fol. 6). Die 
Bibliotheca Biponüna in Zweibrücken besitzt noch einen beträchüichen Bestand an 
agrarwissenschafüicher Literatur, die zum größten Teil aus der ehemaligen „Kameral- 
bibliothek" stammen dürfte. 
75 Am 12. Mai 1765 wurde die Landesökonomiekommission autorisiert, eine besondere 
Gesellschaft, unter dem Titel, der Oeconomischen Gesellschaft, zu errichten, darüber Sta¬ 
tuten abzufassen und zu Mitgliedern oder Correspondenten solche Leute, welche zum 
Nutzen des Ackerbaues und Gewerbe gründliche Anschläge zu geben, imstand[e] sind, 
aufzunehmen [...] (LA Speyer B 2, Nr. 4331, fol. 14 und fol. 19). 
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