Ludwig II. mit obrigkeitlichen Zwangsmaßnahmen in Glaubenssachen äußerst
zurückhielt (...)"283. Für vereinzelte Jahre ergeben die erhaltenen Besoldungs¬
listen284 ein klareres Bild vom Umfang der Kammerkanzlei. Für das Jahr 1582
erscheint nur ein Sekretär, dem drei Schreiber beigegeben sind285. Bereits ein
Jahr später hat die Kammerkanzlei eine Ausweitung erfahren: Neben dem be¬
reits erwähnten Ruprecht Silberbronner als oberstem Kammersekretär ist ein
zweiter Kammersekretär - allerdings von untergeordneter Bedeutung Jost
Lauer, genannt286. Den beiden Kammersekretären wurden drei Substituten
beigegeben. 1590 werden Bernhard Falck als Cammer Secretarius, Johann Kneu-
pel als Schreiber sowie dessen Bruder Heinrich, Hans Becker und Balthasar
Stella als Substituten erwähnt287. Ebenso ergibt sich für die folgende Zeit ein
ähnliches Bild der Kammerkanzlei wie 1590, nämlich daß neben dem Sekretär
ein oder zwei Schreiber genannt werden288.
Diese Kanzlei ist stets ein kleines Schreibbüro des Fürsten geblieben289; daß sie
der Ausgangspunkt einer kollegialen Behörde gewesen wäre, läßt sich für Pfalz-
Zweibrücken nicht nachweisen. Nicht innerhalb einer Kollegialbehörde, die um
die Kammerkanzlei formiert gewesen wäre, sondern in der persönlichen Ein¬
wirkung auf die Entschlüsse des Fürsten, lagen die politischen Möglichkeiten
des Kammersekretärs, wie man im Einklang mit Volker Press, der die diesbe¬
züglichen Verhältnisse in der Kurpfalz untersucht hat, formulieren kann290.
Die einzelnen Funktionen dieses Sekretärs in Pfalz-Zweibrücken sind insge¬
samt nur sehr ungenau zu erkennen291. Der Status des reinen Kanz¬
leibeamten292, der allerdings mit den außenpolitischen Fragen in Berüh¬
rung kommt, überwiegt bei weitem; er erscheint mehr als Schreibkraft und
weniger als ein mit politischen Funktionen betrauter Mitarbeiter des Fürsten.
Den Einfluß, den einige inzwischen bekannt gewordene Kammersekretäre des
283 Ebda, S. 7.
284 LA Speyer B 3, Kammerschreibereirechnungen.
285 Siehe dazu Anm. 275 in diesem Teil.
286 fink, Finanz Verwaltung von Zweybrücken, S. 62.
287 LA Speyer B 3, Nr. 179, fol. 122.
288 Angaben liegen für die Jahre 1604 (LA Speyer B 3, Nr. 181), 1610 (Nr. 182), 1613 (Nr.
183) vor.
289 Vgl. dazu die Kammerschreibereirechnung von 1630 (LA Speyer B 3, Nr. 185, fol. 92).
In der Kammerkanzlei sind Nicolaus Lorch als Cammer Secretarius und Bernhard
Lammersdorff als Schreiber tätig.
290 press, Calvinismus und Territorialstaat, S. 50 f.
291 Außer der bei EID (Hof- und Staatsdienst S. 187) weitgehend paraphrasiert wiederge¬
gebenen Bestallung für Silberbronner sind keine weiteren Bestallungen für Kammer¬
sekretäre vorhanden.
292 In den Besoldungslisten werden die Kammersekretäre unter dem Kanzleipersonal
aufgeführt
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