geltend, daß in der jetzigen Lage tatkräftige Regierungen notwendig seien; die
schlechten und schwächlichen geistlichen Staaten würden die Reichsverfas¬
sung nur lähmen443. Dieser Ansicht Cettos kam die französische Regierung ent¬
gegen, als sie die Entschädigungsaussichten für die Pfalz günstig beurteilte. Mit
Befriedigung stellte man deshalb fest, daß die Säkularisationen immer wahr¬
scheinlicher würden444.
In den Feldzügen 1796/97 errangen die von Napoleon geführten französischen
Truppen eine Reihe von Erfolgen, die Österreich außerstande setzten, den Krieg
fortzusetzen. Der in Campo Formio geschlossene Friede (17./18. Oktober
1797)445 überließ zwar den Reichsfrieden einem nach Rastatt einzuberufenden
Kongreß, doch gab Franz II. in siebzehn Geheimartikeln seine Zustimmung zur
Abtretung des gesamten linken Rheinufers an Frankreich und billigte den
Grundsatz, die davon betroffenen Reichsfürsten durch Säkularisation geist¬
licher Territorien zu entschädigen. Frankreich seinerseits stimmte der Aneig¬
nung des Erzstifts Salzburg und eines ansehnlichen bayerischen Gebietes am
Inn durch Österreich zu. Über die geheimen Abmachungen des Friedens von
Campo Formio wurde Max Joseph durch Cetto unterrichtet446. Dieser hatte aus
Talleyrands Versicherungen, Frankreich habe sein Möglichstes getan, den
Schluß gezogen, daß man der Abtretung bayerischen Gebiets an Österreich
zugestimmt habe. Max Joseph wandte sich an Preußen und Rußland und bat um
deren Hilfe bei der Durchsetzung seiner Ansprüche447. Weiterhin forderte er
Karl Theodor auf, mit ihm das Verhalten auf dem Rastatter Kongreß zu be¬
sprechen und seinem Gesandten ein gemeinsames Vorgehen mit Pfalz-Zwei¬
brücken zu befehlen448. Doch Karl Theodor konnte sich nicht entschließen,
seine Beziehungen zu Österreich abzubrechen; vielmehr trat er im November
1798 der neuen Koalition gegen die Franzosen bei449. Während auf dem Rastat¬
ter Kongreß noch verhandelt wurde - er sollte im Frühjahr 1799 ohne Ergebnis
beendet werden - und der Ausbruch des Krieges der österreichisch-russisch¬
englischen Koalition gegen Frankreich erwartet wurde, starb Karl Theodor im
Februar 1799450.
Unter seinem Nachfolger Max (IV.) Joseph führt der bayerische Staat Tenden¬
zen fort, die weniger aus der bayerischen Geschichte selbst, als vielmehr aus
der dynastischen Tradition des Hauses Birkenfeld erwachsen sind. „Dies wird
443 Vgi. dazu adalbert prinz von Bayern, Max I. Joseph, S. 337.
444 Vgl. dazu ebda., S. 323.
445 Siehe zum folgenden ebda., S. 324, sowie hammermayer, Bayern im Reich und
zwischen den großen Mächten, S. 1059 f.
446 Vgl. dazu adalbert prinz von Bayern, Max I. Joseph, S. 326, 351.
447 Vgl. dazu ebda., S. 327.
448 Vgl. dazu ebda., S. 326.
449 Siehe dazu hammermayer, Bayern im Reich und zwischen den großen Mächten, S.
1060.
450 Siehe dazu adalbert prinz von Bayern, Max I. Joseph, S. 353 ff.
205