nicht gelungen war, seinem bankrotten Herrn die notwendigen Geldmittel zu
beschaffen, fiel er in Ungnade317. Seit Frühjahr 1784 scheint Hofenfels an wich¬
tigen staatlichen Angelegenheiten nicht mehr beteiligt gewesen zu sein.
4. Die Vereitelung des bayerisch-niederländischen Tauschprojektes 1784/85
Bereits Ende des Jahres 1783 konnte Joseph II. das Tauschprojekt wieder
aufgreifen318. Sein zweiter Versuch war wesentlich besser vorbereitet als der
erste,- es war ihm gelungen, Preußen, das sich 1778/79 schützend vor Bayern ge¬
stellt hatte, jetzt politisch völlig zu isolieren. Mit einer klug berechneten Politik
scheinbar uneigennützigen Verzichts in orientalischen Angelegenheiten hatte
er die Zarin Katharina für seine Ziele gewonnen und Friedrich den Großen aus
der russischen Allianz, die seit zwanzig Jahren die Hauptstütze seiner auswär¬
tigen Politik gewesen war, verdrängt. Joseph hatte also die Einwilligung Ru߬
lands für einen Tauschplan, und er glaubte auf die Zustimmung Frankreichs
und mit der Gleichgültigkeit Englands rechnen zu können. Im Frühjahr 1784
ließ er durch seinen Gesandten am Münchener Hof, Lehrbach, Karl Theodor ein
Angebot vorlegen, welches den Tausch von Oberbayern, Niederbayern, der
Oberpfalz, Pfalz-Neuburg und Sulzbach gegen die österreichischen Niederlande
mit Ausnahme von Namur und Luxemburg vorsah319. Der Kurfürst zeigte sich
einverstanden, allerdings unter der Bedingung, daß Joseph II. zuvor die Ein¬
willigung des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken, des präsumtiven Nachfolgers
des Kurfürsten, bekäme320.
Seitens Österreichs konnte man annehmen, daß es möglich sein müsse, das Ein¬
verständnis von Karl II. August zu erreichen. Dieser konnte kaum noch die Zin¬
sen für die zahlreichen Darlehen aufbringen, mit denen Pfalz-Zweibrücken be¬
lastet war, und es drohte ständig die Errichtung einer Schuldentilgungskommis¬
sion durch das Reich. Hinsichtlich seiner Entscheidung bezüglich des bayeri¬
schen Erbes war Karl II. August seit Juni 1782 offiziell an eine Zustimmung
Frankreichs gebunden. Dies bedeutete eine Abhängigkeit, die Hofenfels stets
mit Argwohn betrachtete321. Deshalb hatte er Frankreich bisher nicht als
Instanz, die er um Hilfe bei der Abwehr von Tauschverhandlungen zwischen
Karl Theodor und Joseph II. bitten konnte, angesehen. Als jedoch sein Versuch,
mit Preußen dem starken französischen Einfluß in Pfalz-Zweibrücken entgegen¬
zuwirken, gescheitert war, mußte er sich an Frankreich wenden.
317 Vgl. dazu MITTELBERGER, Hofenfels, S. 108.
318 Siehe zum folgenden v. aretin, Das bayerische Tauschprojekt, S. 776-792; mittel-
berger, Hofenfels, S. 109 ff. Veröffentlichung wichtiger Akten des Wiener Haus-,
Hof- und Staatsarchivs bei hanfstaengl, Amerika und Europa, S. 161 ff.
319 Siehe dazu v. aretin, Das bayerische Tauschprojekt, S. 777-780.
320 Vgl. dazu mittelberger, Hofenfels, S. 109.
321 Siehe dazu beispielsweise seine Briefe vom 18.7.1780 und 18.5.1781 an die preußi¬
schen Kabinettsminister. ZStA Merseburg Rep. 40, 14a.
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