Full text: Landesherr und Landesverwaltung (11)

brücken zu stationieren unter dem Vorwand, daß Gustav Samuel Leopold nach 
einem angeblichen Attentat (Anfang August 1724)68 seiner eigenen Soldaten 
nicht mehr sicher sein könne und des kurpfälzischen Schutzes bedürfe69. Nun 
schien die Erbfolge in Pfalz-Zweibrücken zugunsten von Kurpfalz entschieden 
zu sein, doch zwang ein Aufmarsch französischer Truppen im Süden des pfalz- 
zweibrückischen Territoriums die kurpfälzische Regierung, ihre Soldaten 
wieder zurückzuziehen70. 
Christian III. hatte bereits am 5. Dezember 1724 den Herzog von Bourbon auf 
die kurpfälzischen Bestrebungen, ihm sein Erbrecht streitig zu machen, 
hingewiesen71. Die kurpfälzischen Absichten seien deutlich zu erkennen: 
Durch die Besitzergreifung Pfalz-Zweibrückens wolle man sich den Grenzen 
Frankreichs nähern und sich der Hinteren Grafschaft Sponheim - sie war Karl 
Philipp durch einen Reichshofratsbeschluß als Ersatz für die von Pfalz-Birken¬ 
feld in französischem Auftrag und mit französischer Unterstützung unter Mi߬ 
achtung des kaiserlichen Schiedsspruches besetzt gehaltenen veldenzischen 
Lande im Elsaß zugesprochen worden - bemächtigen. Der pfälzische Kurfürst 
habe ihn, Christian, zwingen wollen, diese Besitzungen abzutreten und die dort 
befindlichen Garnisonen zu entfernen. Der französische Hof möge sich für ihn, 
damit er vor einer eventuellen Überrumpelung in beiden strittigen Angelegen¬ 
68 Am 2. August 1724, dem Namenstag Gustav Samuel Leopolds, schlugen beim Salut¬ 
schießen der Leibgarde vor dem Schloß vier scharfe Schüsse in der Nähe des Fensters 
ein, an dem sich der Herzog und seine Gemahlin befanden. Gustav Samuel Leopold 
vermutete ein Attentat aber die Untersuchung ergab, daß nur eine Fahrlässigkeit 
einiger Soldaten vorlag. Sie hatten den Befehl, ihre Gewehre zu entladen, und nur mit 
Pulver zu schießen, überhört und die Kugeln im Lauf belassen. Diese Angelegenheit 
wurde bald vergessen, bis sie nun von der kurpfälzischen Regierung wieder aufge¬ 
griffen wurde (Failly an Atzenheim, Zweibrücken 11.8.1724; Atzenheim an Christian 
ID., Birkenfeld 14.8.1724; Atzenheim an Patrick, Birkenfeld 28.8.1724; Christian III. an 
Praun, Bischweiler 14.2.1725. GHA München KA 479/1). 
69 In einem Brief an Karl Philipp, datiert vom 25. November 1724, schreibt Gustav Samuel 
Leopold, Schorrenburg und sein Anhang hetzten die Leute auf; sollte es zu einem Auf¬ 
stand der Untertanen kommen, so habe er von seinen Soldaten keine Unterstützung zu 
erhoffen, da diese, wie ja der Attentatsversuch vom 2. August beweise, ganz unzuver¬ 
lässig seien. Er bitte deshalb den Kurfürsten um Überlassung eines kurpfälzischen 
Bataillons zu seinem Schutze. Karl Philipp erklärte sich am 4. Dezember gern bereit, 
dem Vetter zu helfen; Cramer würde die weiteren Verhandlungen führen (GHA 
München KA 484/4). Am 14. Dezember kam ein Vertrag zustande, in dem Kurpfalz 
Pfalz-Zweibrücken das erste Bataillon des Regimentes Sulzbach überließ; Besoldungen, 
Montur und Verpflegung sollten auch weiterhin von Kurpfalz gestellt werden, ebenso 
blieb dem Kurfürsten die Anstellung der Offiziere Vorbehalten (GHA München KA 
484/4). 
70 Das kurpfälzische Vorgehen hatte die Aufmerksamkeit Frankreichs erregt. Siehe dazu 
Brief aus Ernstweiler 15.12.1724; Extrait d'une lettre, Homburg 12.12.1724 (GHA 
München KA 478/1). Klick an ?, Freckenfeld 12.12.1724; Klick an ?, Annweiler 
22.12.1724; Klick an ?, Oberotterbach 23.12.1724 (GHA München KA 479/2). Mont- 
myral an Du Bourg, Landau 12.12.1724 (GHA München KA 485/2 (Kopie)). 
71 GHA München KA 478/2. 
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