Full text: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert

Knechten auf den Höfen des Fürstentums. Die größeren Betriebe hatten in der 
Regel Gesinde und auch nur dann, wenn die eigenen Leute aus verschiedenen 
Gründen nicht in der Lage waren, die anfallenden Arbeiten zu bewältigen. 
Gesinde hielt man, wenn 
1. die eigenen Kinder noch klein, 
2. keine Verwandten auf dem Hof, 
3. keine Großeltern oder -teile vorhanden, 
4. oder die beiden letzten bereits zu alt waren. 
Nach Tabelle 15 kamen im Oberamt Ottweiler auf drei Knechte ungefähr zwei 
Mägde; in der Meierei Dirmingen war es genau umgekehrt. 
Der Umfang des Gesindes auf den Höfen orientierte sich also ausschließlich an der 
Notwendigkeit der zu verrichtenden Arbeit. Gesinde als Dokumentation des Ver¬ 
mögens oder Einflusses im Dorf einzustellen, war nicht möglich, da die Schulden 
vieler Nassauer Höfe größer waren als die Hoffnung, auch nur bescheidenen Wohl¬ 
stand zu entwickeln. 
In den beiden anderen Oberämtern dürfte die Lage nicht wesentlich anders gewesen 
sein11. 
1.2 Der Arbeitskräftebestand 
Die Anzahl der auf den Höfen ständig lebenden und arbeitenden Personen war 
nicht groß. Nach Tabelle 16 lebten im Oberamt Ottweiler durchschnittlich 1,9 
Elternpersonen und rund 4 Kinder auf den Höfen. Als weitere Arbeitskräfte kamen 
noch ein Verwandter und 0,6 Gesindepersonen hinzu. Im ganzen bewirtschafteten 
folglich 7,3 Personen die Höfe des Oberamtes Ottweiler. 
Die Betrachtung des Arbeitskräftebestandes nach Hofgrößengruppen bringt keine 
wesentlich neuen Erkenntnisse. Mit zunehmender Hofgröße stieg die Anzahl der 
Arbeitskräfte von 5,8 bei den Kleinbetrieben auf 8,0 bei den Höfen um 20 ha. 
Die Höfe über 25 ha kamen sogar wieder mit weniger Arbeitskräften (7,3) aus, weil 
man einen Teil der Ackerfläche nur in größeren Zeitabständen bebaute12. Die kind¬ 
lichen Arbeitskräfte zählten auf den kleinen Höfen 3,3 und auf den größeren Höfen 
konstant 4,2 Personen. Die Anzahl der mithelfenden Hofbewohner (Verwandte 
und Gesinde) stieg mit wachsender Hofgröße von 0,7 auf 2,0 Einheiten. Auch hier 
machten die Höfe über 25 ha aus dem genannten Grunde eine Ausnahme. Dort 
lebten durchschnittlich nur 1,1 Mithelfende. 
Reduziert man die Personenzahl der Höfe auf Erwachseneneinheiten13, so sinkt 
der Arbeitskräftebestand je Hof und Hektar noch weiter ab. Das Ergebnis zeigt 
Tabelle 17. 
11 Im OA Saarbrücken kann eine leichte Erhöhung festgestellt werden, wenn man die 
Anzahl der Haushalte mit der des Gesindes in Beziehung setzt. Dies muß aber dem 
nichtbäuerlichen Teil der Bevölkerung des Oberamtes zugeschrieben werden. 
12 Vgl. Kapitel Betriebssysteme, S. 92. 
13 Wobei zwei Kinder unter 16 Jahren einer erwachsenen Person über 16 Jahre gleich¬ 
gestellt werden sollen. 
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