Im Oberamt St. Johann lagen die Verhältnisse etwas anders. Mit 46,1% erreichte
der Anteil der landwirtschaftlichen Fläche fast die gleiche Höhe wie im Oberamt
Saarbrücken77. Zu den Gemarkungen mit mehr als 90% landwirtschaftlicher Nutz¬
fläche zählten die zu den Köllertaler Meiereien gehörenden Dörfer Überhofen,
Hilschbach, Hirtel, Heusweiler, Berschweiler, Walpershofen, Etzenhofen, Ritten¬
hofen und Kölln. In den übrigen Gemeindeteilen der beiden Meiereien wurden um
die 80% der Bodenfläche von den Bauern landwirtschaftlich genutzt. Nun täu¬
schen diese Zahlen durch die etwas unglückliche Zuteilung des Köllertaler Wal¬
des78 allein zum Gemeindeteil Güchenbach über den wahren Sachverhalt hinweg.
Die Teilgemeinden bestanden ja nur jeweils aus ein paar Höfen, die allesamt
nicht weit von diesem Waldgebiet entfernt lagen. Nicht nur die Anrainer — Quier¬
schied, Holz, Sellerbach, Etzenhofen und Engelfangen — konnten den Wald
günstig nutzen, sondern auch die Bauern aus Heusweiler, Berschweiler und Kutz¬
hof. Sie nützten zwar den allergrößten Teil ihres kleinen Bannes landwirtschaft¬
lich im engeren Sinne, hatten aber, wie andere Orte auch, weitere Nutzungsmög¬
lichkeiten in den Wäldern und auf den Waldweiden.
Die Verhältnisse in der Meierei Völklingen wichen kaum vom Durchschnitt ab.
Im Raum Dudweilcr (31%) — Sulzbach (20%) schrumpfte die landwirtschaftliche
Nutzfläche durch den bedeutenden Waldanteil merklich zusammen.
Betrachtet man die landwirtschaftliche Nutzfläche als Ganzes79, so lag der Anteil
des Ackerlandes (80%) dieses Oberamtes deutlich höher als jener im Oberamt
Saarbrücken, der Anteil des Wiesenlandes (13%) fast um den gleichen Betrag
niedriger als im Saarbrückischen. Der Ackerlandanteil bildete selten extreme
Werte aus, lag vielmehr in den Orten gleichmäßig in der Nähe des Durchschnitts¬
wertes.
Lag aber der Anteil des Ackerlandes unter dem Durchschnitt, so stieg der des
Wiesenlandes um den gleichen Betrag an. Dies gilt für die verkehrsgünstiger gelege¬
nen Orte des Völklinger Hofes, für Malstatt, Dudweiler und Sulzbach. Hier wurde
der einseitige Ackerbau offenbar durch eine bedeutendere Viehzucht eingeschränkt.
Um einen Nebenverdienst zu erlangen, hielten die Einwohner der genannten Dör¬
fer mehr Zugvieh als andere und brauchten folglich entsprechend größere Futter¬
mengen.
Die Wiesenanteile fielen im Oberamt St. Johann überhaupt sehr unterschiedlich
aus. Eine Interpretation der Zahlen fällt schwer, wenn man die Wiesen isoliert
betrachtet. Vergleicht man aber Garten- und Wiesengrößen miteinander, so tritt
ein erstaunliches Ergebnis zutage. In einigen Orten waren die Wiesenflächen über¬
durchschnittlich klein, die zugehörigen Gärten aber größer als anderswo. Ein
Teil davon wird, wie bereits gesagt, zur Gewinnung guten Heus herangezogen
worden sein. So wird auch Lex’ Bemerkung verständlich, man habe im Köllertal
neben bedeutendem Ackerbau auch nicht unerheblich die Viehzucht betrieben80.
77 Vgl. Haupttabelle B, Spalte 1.
78 Auf diese Weise kommt der Wert 8,5 °/o landwirtschaftliche Nutzfläche für Güchen¬
bach zustande; aus den gleichen Gründen der für Überhofen von 100 °/o.
79 Haupttabelle B, Spalten 2—5.
80 Ch. Lex, a.a.O., passim.
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