Full text: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert

Weit geringere Bedeutung erlangte der Anbau anderer Pflanzen (Mais, Gerste, 
Kohl) im Sommerfeld oder in der Brache, so daß die oben bereits erarbeiteten Er¬ 
träge dieser Pflanzen genügen mögen. 
3. Die Pflege der Wiesen und Weiden 
Der bereits oben beschriebene Zustand der Wiesen und Weiden läßt erkennen, 
daß die Bauern des Fürstentums Nassau-Saarbrücken in der ersten Hälfte des 
18. Jahrhunderts aus begreiflichen Gründen weder bereit waren, einige Anstren¬ 
gungen zur Verbesserung ihrer Wiesen zu unternehmen, noch einsehen wollten, 
zu welchem Erfolg ein solches Unterfangen führen sollte. Justi meint, man erwartet 
ganz gelassen, was Gott und die Natur auf denenselben hervorbringen werden52. 
Wollte man aber besseres Futter und größere Mengen davon erwirtschaften, so 
war es geboten, endlich auch an die Pflege der Wiesen zu gehen. Ein erster Anreiz 
dazu ging von der Verordnung des Fürsten Wilhelm Heinrich aus, der den Besitzern 
der Wiesen in der Grafschaft Saarbrücken gestattete, das Heu und Grummet 
darauf nach Gutfinden einzutun und alleine zu nutzen53. Diese private Bewirtschaf¬ 
tung eines Teils der Wiesen ließ das Interesse an steigenden Erträgen auf dem eige¬ 
nen Wiesenland erwachen und brachte manchen Bauern dazu, sich über die Ver¬ 
besserung des Wiesenbaus Gedanken zu machen. 
Bei den bestehenden Bodenverhältnissen galt „stauende Nässe“ auf den Niede¬ 
rungswiesen im Bereich der Saar, Blies und Oster und Trockenheit der Hangwiesen 
als größtes Hindernis für eine Steigerung der Heuerträge. Periodische Überschwem¬ 
mungen, wie sie die genannten Wasserläufe damals brachten, sind zwar an und für 
sich wegen ihrer Düngewirkung willkommen, bewirkten aber durch die tonhaltigen 
Unterschichten eine ständige Wasserstauung, so daß die davon betroffenen Wiesen 
einen großen Teil des Jahres im Wasser standen, im Sommer hingegen sehr schnell 
und zu stark austrockneten. Die Hangwiesen litten ständig wegen der sandigen 
und wasserdurchlässigen Bodenschichten unter Wassermangel. 
Hier Abhilfe zu schaffen hieß, Be- und Entwässerungsanlagen zu bauen. Solche 
Projekte gingen wegen ihres Umfangs und der anfallenden Kosten54 über die Lei¬ 
stungskraft der ohnehin stark verschuldeten Bauern. Daher ist es nicht verwunder¬ 
lich, daß sich die vermögenden Pächter der herrschaftlichen Temporalbestandshöfe 
als erste an solche Arbeiten heranwagten. Carl Rixecker, der Hofbeständer des 
Baltersbacher Hofes, schlug dem Fürsten 1765 den Neubau des Wässerungswehres 
in der Oster vor55, wodurch das Hochwasser reguliert, die herrschaftlichen Wiesen 
reichlicher und in größerem Umfang bewässert würden und der herrschaftliche 
Müller auch in trockenen Jahren seinen Mühlengraben gefüllt hätte. 
52 J. H. G. Justi, a.a.O., S. 34. 
53 LA SB, Best. 22 Nr. 4426, Bl. 173: VO v. 4. 7. 1757. 
54 LA SB, Best. 22 Nr. 3920, Bl. 17; das Projekt des Wellesweiler Wasserwehrs kostete 
schließlich 937 fl. (1765). 
55 LA SB, Best. 22 Nr. 2478, S. 22 f.; ausführlicher Bericht mit Zeichnung. 
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