Jahr unter dem Protest der Bauern auf 20 Albus pro Morgen heraufgesetzt40. Es
fällt auf, daß man bei der Besteuerung der Kartoffel nicht auf die Erntemengen
zurückgriff, sondern auf die bebaute Fläche.
Der Anbau der auf den sandigen und lockeren Böden gut gedeihenden Kartoffel
bewährte sich zum ersten Mal anläßlich der durch ungünstige Witterungseinflüsse
eingetretenen Getreidemißernten in den Jahren 1770—177241, die die Getreide¬
preise bedeutend in die Höhe getrieben hatten42. Sie machten vorübergehend den
kleinen Bauern, Tagelöhnern und auch Handwerkern den Kauf von Brot und Brot¬
getreide unmöglich.
Tabelle 43 gibt Auskunft über das Anwachsen der mit Kartoffeln besetzten Flächen.
Haßlacher nennt noch ein paar Zahlen, die einen guten Einblick in die individuel¬
len bäuerlichen Kartoffelanbauflächen gewähren. Danach hatte die bedeutendste
Tabelle 43: Verzebntete Kartoffelanbauflächen im Oberamt Ottweiler 1763—1776
Jahr Zuwachs auf %
1763
100
1765
122
1767
141
1770
148
1772
185
1774
223
1776
247
Quelle: errechnet nach LA SB, Best. 22 Nr. 2015, S. 68; Nr. 2018, S. 82; Nr. 2020, S. 82;
Nr. 2021, S. 82; Nr. 2263, S. 213 f., 227 f., 236 ff.
Kartoffelanbaufläche eines einzelnen Bauern im Jahre 1763 die stattliche Größe
von 2,5 Morgen, wenige Bauern hatten 1 Morgen, die meisten Untertanen 1/4
Morgen mit Kartoffeln bepflanzt43. Das bedeutet, daß die Bauern fast ausschlie߬
lich für ihren eigenen Bedarf produzierten, Kartoffeln zum Verkauf hingegen kaum
vorhanden waren44.
40 Haßlacher, a.a.O., S. 197; d. s. ca. 7% unter der Voraussetzung: 0,74 kg/1 mittleres
Schüttgewicht und ca. 13 dz/Morgen Ertrag.
41 Th. v. d. Goltz, a.a.O., S. 456 und W. Abel, Agrarkrisen, S. 193.
42 H.V. — A 250; wöchentliche Preise in den Städten Saarbrücken und St. Johann 1771
{in Gulden pro Malter)
Weizen
Korn
Gerste
Hafer
1770
7.—.—
5.10.—
4.—.—
2.15.—
12. 1.71
16.—.—
11—.—
8.—.—
4.—.—
27. 4.71
17.10.—
12.10.—
8.24.—
5.06.—
7. 8.71
9.—.—
7.—.—
4.20.—
3.10.—
16.11.71
10.—.—
8.12.—
5.10.—
3.—.—
43 Haßlacher, a.a.O., S. 197.
44 N. Blesius, a.a.O., S. 34, Fußnote berichtet: Erst 1818 waren Kartoffeln in solchen
Mengen vorhanden, daß der Landrat deren Ausfuhr erlaubte.
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