geworden, welche einer reinen Brache Notwendigkeit und Berechtigung abspra-
chen, sie hingegen zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion bestellt wissen
wollten. Man hielt in Nassau-Saarbrücken an dem alten Turnus fest, „besömmerte
aber einen Teil der Brache“23 24, wie dies Abel allgemein für Deutschland annimmt.
Hackfrüchte, Hülsenfrüchte und Handelsgewächse wanderten nun aus den Gärten
in die Brachfelder und nahmen dort einen ständig wachsenden Platz ein, während
der größere Teil der Brache sich nach wie vor selbst begrünte oder „von dem in
das letzte Getreidefeld untergesäten Klee bedeckt war“21. Die Bauern in Bischmis¬
heim scheinen unter den ersten gewesen zu sein, die den Wert der besömmerten
Brache erkannt hatten25.
Was bisher nur ausnahmsweise in einigen Dörfern geschehen war26, das wurde
„jetzt allgemeiner und systematischer betrieben; es fing nun an, Grundsatz zu wer¬
den, daß man die besseren Felder durch Besömmerung der Brachen höher verwer¬
ten müsse“27. Rolle erwähnt den Anbau von Brachfrüchten in einigen Orten der
Grafschaft: In Güdingen zog man Welschkorn, Grundbirnen und Wicken im Brach¬
land, in Ransbach Grundbirnen, in Dudweiler Grundbirnen und Etzfutter und
in Wehrden diente die Brache teils für Grundbirnen, teils als Weide28. Daß die
Besömmerung der Brache auch in andere Meiereien vordrang, läßt sich den Zehnt¬
listen in den Kellereirechnungen der letzten Jahre vor der Revolution entnehmen29.
Der Vorteil der besömmerten Brache liegt nicht nur in der Vergrößerung der be¬
bauten Fläche30. Es soll nicht bestritten werden, daß gerade der Anbau der Kartoffel
der wachsenden Bevölkerung zum Segen wurde, trotzdem zeitigte die in dieser Weise
verbesserte Felderwirtschaft noch andere, im Grunde bedeutungsvollere Ergebnisse.
Einmal begünstigte der Vorfruchtbau den Bodenzustand, zum anderen wirkte
sich der nicht nur auf Futterkräuter beschränkte Feldfutterbau förderlich auf die
Viehhaltung aus, indem nicht nur während der Winter-, sondern auch während
eines großen Teils der Sommermonate das Vieh im Stall mit Futter versorgt wer¬
den konnte. Quantität und Qualität von Milch und Fleisch besserten sich, reich¬
licher anfallender und besserer Dung ließ sich nun auch während der Sommermo¬
nate sammeln. Er verbesserte die Felder durch seine höhere Qualität und den Um¬
stand, daß die Felder jetzt in kürzeren Abständen, bzw. endlich einmal alle Äcker
gedüngt werden konnten.
Von den neuen Pflanzen, die im Laufe des 18. Jahrhunderts in Nassau-Saarbrücken
angebaut wurden, erlangten Kartoffeln und Klee die größte Bedeutung. Die Kar¬
23 W. Abel, Agrarkrisen, S. 193; ferner R. Berthold, a.a.O., S. 107.
24 R. Berthold, a.a.O., S. 115.
25 Vgl. R. Saam, a.a.O., S. 94.
26 Besömmerung der Brache zur Umgehung des Zehnten ist allgemein bereits seit dem
16. Jahrhundert bekannt.
27 Ch. Langethal, a.a.O., S. 212.
28 H.V. —H 11, S. 146—158; Jahr 1784/87.
29 Uber die Vor- und Nachteile der Besömmerung der Brache in den Augen der Zeit¬
genossen: Ch. Langethal, a.a.O., S. 361 ff.; R. Krzymowski, a.a.O., S. 229 f.
30 Das Folgende z. T. nach R. Berthold, a.a.O., S. 108 und Th. v. d. Goltz, a.a.O.,
S. 461 f.
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