Full text: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert (10)

Nun könnte man einwenden, daß die stattliche Zahl der im Fürstentum Nassau- 
Saarbrücken umherziehenden Schafherden das Düngeraufkommen erheblich 
erhöht hätte. Schließlich sollte der Ökonomierat ja den Nachtpferch veranstalten 
und stricklich darauf halten8. 
Obwohl aus diesem Grunde nur Fachleute mit der Hütung der Schafe betraut 
werden sollten9, darf der Gewinn an Dünger nicht zu hoch angesetzt werden; 
denn die Weide „ermüdete und schwächte das Vieh und verschleuderte den Dung”10. 
Obgleich „ein Teil der Felder bei zunehmender Brachbestellung mit einer halben 
Stallmistdüngung versehen wurde, muß die Nährstoffzufuhr des Ackers bei der 
geringwertigen Fütterung der Viehbestände dennoch als schlecht bezeichnet 
werden”11. 
Man nützte ursprünglich nur die natürliche Düngung, „wie sie Brache und Weid¬ 
gang der Tiere bildeten, also das Ruhen des Bodens und den Mist der Herden”12. 
Nun traten weitere Verfahren hinzu, die den Nährstoffgehalt des Bodens anhoben. 
Eine gezielte Düngung der Felder bedurfte aber einiger Vorarbeiten, wie sie auch 
das bereits erwähnte Gutachten vorsieht: Was nun die Besserung der Felder mit 
dem Dutig anlanget, so hat (der Ökonomierat) mit denen Untertanen jeden Ortes 
selbst zu Rate zu gehen und sich des Bannes Grund und Boden zu erkundigen 
und dabei wohl zu erforschen, wie dies oder jener Acker gedünget und was etwa hier 
oder dorthin gesät und gepflanzet werden möge, ... und hat deswegen die Dorf- 
schafteji zu insinuieren, welche sandigen oder kießigten Boden haben13 14. Das 
Ergebnis entschied dann über die Ausbringung von Stallmist oder andere Arten 
von Dünger, vielleicht auch eine Kombination mehrerer. Auf Grund der gewon¬ 
nenen Erkenntnisse ging man dazu über, die Felder zur ersten Saat mit Kalk und 
zu den folgenden zwei Einsaaten mit Mist oder Asche14 zu düngen. Offenbar hat 
man im Lande gute Erfahrungen mit der Kalkdüngung gemacht, denn die Fürsten 
scheuten weder Mühen noch Kosten, die Bauern soweit zu bringen, auch tatsäch¬ 
lich zur regelmäßigen Kalkdüngung überzugehen. Nun lehrt die Erfahrung, daß 
der Zwang von oben nicht immer eine erfolgreiche Methode darstellt, Neuerungen 
gegen den Widerstand der Bauern einzuführen. Fürst Wilhelm Heinrich versuchte 
daher, den zur Düngung notwendigen Kalk von den Bauern selbst hersteilen zu 
lassen, indem er ihnen zunächst das Graben der Kalksteine anheimstellte und die 
zum Brand notwendigen Steinkohlen aus seinen Gruben zu günstigen Preisen 
verabfolgte15. Die guten Absichten des Fürsten, so bemerkt Collet, wurden von 
8 LA SB, Best. OW 57, § 10. 
9 Ebenda; zur eingehenden Beschäftigung mit der Schafzucht sei auf das bereits zit. Buch 
von W. Jakobeit verwiesen. 
10 L. Eid, Wirtschaftsgeschichte, S. 23. 
11 D. Saalfeld, a.a.O., S. 93; über Sorten und Qualitäten des Düngers: Ch. Langethal, 
a.a.O., S. 216 ff. und F. Riemann, a.a.O., S. 30 f.; ferner für das Fürstentum Zwei¬ 
brücken: W. Weidmann, a.a.O., S. 89—94. 
12 K. Schwingel, Wirtschaft und Recht, S. 176; derselbe, Neumünster, S. 94. 
13 LA SB, Best. OW 57, § 14. 
14 F. Rolle, a.a.O., S. 15; ferner bei J. Collet, a.a.O., S. 6; J. Diehl, a.a.O., S. 96; 
B. Krajewski, a.a.O., S. 69; W. Martin, a.a.O., S. 47. In LA SB, Best. OW 57, § 16 
wird diese Forderung nochmals betont. 
15 J. M. Sittel, a.a.O., S. 417 und 501: Reg.-Reskr. v. 30. 9. 1767 und VO v. 6. 4. 1784. 
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