Full text: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert (10)

den sein mußte, wird durch den bedeutenden Umfang der Fuhrdienste verständ¬ 
lich. Die Meisenheimer und Saarbrücker Fahrten z.B. konnten nicht mit Ochsen 
bewältigt werden, da die Entfernungen von vielen Teilen des Fürstentums groß 
und die Straßenverhältnisse schlecht waren. In einigen Orten zwangen auch die 
Geländeverhältnisse zur Beibehaltung von Pferden, denn in gebirgigem Gelände 
ließ sich der Boden nur schwer bearbeiten, was nur mit einem schweren, vierspän¬ 
nigen Pflug bewerkstelligt werden konnte17. Ein weiterer Grund für die Abnahme 
der Pferdebestände dürfte wohl die Umwandlung verschiedener Spanndienste von 
der Naturalfron in eine Geldabgabe gewesen sein. Nun war man flexibler in der 
Anschaffung und Haltung des Fronviehs, und manches Pferd wurde gegen einen 
Ochsen ausgetauscht. 
Der wichtigste Grund ist allerdings in der schwierigen Futtersituation zu suchen. 
Die ständige Umwandlung von Dauergrünland in Ackerland entzog den Pferden 
allmählich die Futtergrundlage. Bis zum Anbau neuer Futterkräuter wurde den 
Pferden, die viel und immer das bessere fressen und wenig arbeiten können18, das 
Futter knapp. Während Pferde neben Grünfutter und vorzüglichem Heu ständig 
Hafer bekommen sollen, sind Ochsen mit qualitativ schlechterem Futter zufrieden¬ 
zustellen. 
Leopoldt sieht die Vor- und Nachteile der Pferde- bzw. Ochsenhaltung folgender¬ 
maßen: ... es sind die Ochsen aber viel nützlicher, sintemal man einen alten Ochsen, 
wenn er nicht mehr zum Zuge gut ist, noch mästen und schlachten oder verkaufen 
kann. Ein alt Pferd muß man schlechterdings dem Abdecker und den Hunden 
überlassen; viele erfahren, was sie vor Schaden durch Abgang der Pferde erlei¬ 
den19. Und Ch. Langethal bemerkt, die Pferdezucht „erfordert noch mehr Ausgaben 
als die Rinderzucht, und es gab viele Ökonomen, welche sogar die Anzahl der 
Zugpferde zugunsten der Zugochsen soviel als möglich verkleinerten“20. 
Über die Anzahl der Fohlen und darüber, ob sie ausreichten, den Bedarf in Nassau- 
Saarbrücken aus der eigenen Nachzucht zu decken, liegen keine Angaben vor. 
Auch über die Rasse der Tiere ist nichts Genaues bekannt. M. Müller erwähnt, 
Pferde und Rindvieh hätten einer kleinen, genügsamen Rasse angehört, und die 
besseren Pferde wären aus den Ardennen und Belgien gekommen21. Angaben über 
Pferdegewichte konnten nicht gefunden werden. Die Mitteilungen über die Ochsen 
sind ebenfalls spärlich. So hatten siebenjährige Ochsen auf dem Dudweiler Hof ein 
Gewicht zwischen 9,5 und 11 Zentnern, sechsjährige eines von 8 Zentnern und neun¬ 
jährige eines von 9 Zentnern22. 
Die Berechnung des Zugkräftebestandes muß sich, wie Tabelle 36 zeigt, auf eine 
Quelle des Oberamtes Ottweiler stützen. Danach hatten die Höfe der Bauern mit 
einer Hoffläche von mehr als 20 ha durchschnittlich 6,4 Stück Zugvieh, die Höfe 
17 Nach Zegovitz, a.a.O., S. 359. 
18 Nach Ch. Borchardt, Fruchtfolgesystem und Marktorientierung als gestaltende Kräfte 
der Agrarlandschaft in Bayern, Saarbrücken 1960, S. 59. 
19 Leopoldt, zit. bei Th. v. d. Goltz, a.a.O., S. 271 f. 
20 Ch. Langethal, a.a.O., S. 242. 
21 M. Müller, a.a.O., S. 60. 
22 LA SB, Best. 22 Nr. 2554, Bl. 13—16; diese Angaben eines Temporalbestandshofes 
dürfen nicht ohne weiteres verallgemeinert werden. 
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