Ist jetzt auch ein alt vergangen, wüst Schloß, genant Lawrenburg, und nenten sich nach dem¬
selben Schloß lange Zeit Graven von Laurenburg und verliessen den Namen Leparthen, also
daß ein lange Zeit der Nahmen Laurenberg bei den Graven blieb.
Wie nun viel Flecken uf dem Emerich und an der Löhne von den Graven von Laurenberg ge¬
baut worden, so fiele es zu einer Zeit, daß der Graven einer von Laurenberg ein Hirsch jagt
und der lief uf den hohen Berg, darauf jetzo Nassaw liegt. Und folget ihme der Grave mit sei¬
nen faghunden und erlegt den Hirsch auf dem Bergk Nassawe. Also gefiel dem Graven der
Bergk so wohl, daß er daruf ein Burgk baut und gab ihr den Namen Nassawe, dieweil umbhero
der Bergk mit nassen Auen bezirckt ist. Und es gefielen dem Graven von Laurenberg der
Bergk und das Schloß Nassawe so wohl, daß er dem zu lieb seinen Titul // Laurenbergk ab- Fol. 4r
stalt und schrieb sich darnach und nach ihme seine Erben bies uf den heutigen Tag Graven zu
Nassawe, und ist ihr Name ob tausend fahr alt und elter.
Bies h i ehe r o das rot itzsteinisch Genealogibuch.
f o a n n e s T e x t o r von Häger in seiner nassawischeCronick setzt
un d e r an d e r m also:
H a t demnach Nassaw seinen Namen ohne Zweifel von der Gelegenheit des Ohrts bekomen
und heist so viel als eine nasse Au, Land oder Bezirck. Und daß dem also sei, so ver¬
nehmen wier, daß umb Nassaw herumber nasse, feuchte Wisen oder Matten liegen. Dannenher
demjenigen, was von einem Graven von Laurenberg erzehlt würd, Glauben zugestellet werden
mag, welcher, indeme er auf der jagt einen Hirsch mit den Hunden nachgeeilet und derselbige
sich im Laufen an den Berg, darauf Nassaw, das Schloß, jetzo stehet, begeben hatte, da er dann
auch gefangen und gefellet worden, hat den Graven die Lustigkeit des Ohrts bewogen, ein
Schloß dahien zu bauen und dasselbe Nassaw zu nennen, dieweil er gesehen, daß der Berg
umher mit nassen Wisen (etc.) umbgeben gewesen. Man meinet aber, der Name Nassaw sei
älter und nit von dem Graven von Laurenberg zum ersten gegeben worden und aufkomen,
sondern von Jul(ii) Caesar(is) Zeiten hero berühmt und bekand gewesen. Dann derselbe er-
zehlet Lib. I. Commentar. de Bello Gallico, daß Nasua und Cimberius, zween Gebrüdere, mit
einem versambleten Kriegsheer von Schwaben, darüber die beide Obriste gewesen, sich an das
Ufer des Rheins gelegt haben, Gemüts und Meinung, hienuber in Franckreich zu setzen und
zu Ariovisto zu schlahen. Es halten etliche dafür, dieser Nasua habe von den Nassawern gleich
wie Cimberius von den Cimbris oder Cimbern seinen Namen uberkomen. Dieweil von den
Cimbris, die ein Theils an dem Meer gewohnt haben und noch wohnen — wofür die Dännen-
marcker und Holsteiner heutigs Tags gehalten werden —, auch die Freiherrn, jetzt aber Graven
von Cimbern. so gemeiniglich Zimbern geschrieben wird, herkomen sollen, welches wohl sein
mag, dan die Graven eben das Wapen, nemlich einen Löwen, der eine Streit- oder Mordaxt,
— deren und dergleichen // Waffen sich dann die Cimbri notwährlich gebrauchen müssen —, Fol. 4v
führet, mit den Königen von Nordwegen haben. Doch darinnen nur dieser Underscheid, daß
das Königreich einen gelben Löwen in einem roten Feldt, aber die Graven von Cimbern einen
gelben Löwen in einem blauen Felde führen. Ist miiglich und auch wohl glaublich, daß der
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